
In den Regionen Berlin und Brandenburg zeigt sich ein alarmierender Rückgang an Sozialwohnungen, der mittlerweile besorgniserregende Ausmaße angenommen hat. Seit 2017 sind die Bestände um über 46.000 Wohnungen geschrumpft. Laut rbb24 lag der aktuelle Bestand an Sozialwohnungen Ende 2024 bei etwa 118.000, davon 99.849 in Berlin und 18.359 in Brandenburg.
Eine Untersuchung des Bündnisses Soziales Wohnen hat kürzlich die kritische Lage analysiert und prognostiziert, dass bis 2030 etwa 270.000 neue Sozialwohnungen benötigt werden, um den steigenden Bedarf zu decken. Dabei erwarten die Studienautoren, dass allein in Berlin rund 236.300 neue Sozialwohnungen geschaffen werden müssen. Trotz eines erhöhten Budgets des Bundes für den sozialen Wohnungsbau im Jahr 2022 und 2023 wurden jedoch weniger Wohnungen mit Sozialbindung neu gebaut als in den Vorjahren.
Mangelhafte Neubautätigkeit und steigende Mieten
Die Ursachen für den Mangel an Sozialwohnungen sind vielfältig. Die Kombination aus steigenden Mieten und einem Rückgang in der Neubautätigkeit führt zu einem ernsthaften Engpass an bezahlbarem Wohnraum. Der Tagesspiegel berichtet, dass deutschlandweit etwa 550.000 Wohnungen fehlen, davon 35.000 in Berlin. Die Schätzung des Pestel-Instituts zufolge sind bundesweit 5,6 Millionen Sozialwohnungen erforderlich, davon 840.000 in der Hauptstadt.
Matthias Günther, der Studienleiter, weist darauf hin, dass die letzten beiden Bundesregierungen bei der Schaffung von Sozialwohnungen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Zwar wurde versprochen, jährlich 100.000 neue Sozialmietwohnungen zu schaffen, aber tatsächlich wurden lediglich rund 23.000 realisiert. Um dem entgegenzuwirken, fordert ein Verbändebündnis unter anderem, dass jährlich mindestens 10 Prozent des neu geschaffenen Wohnraums für bedürftige Haushalte reserviert werden sollten.
Langfristige Auswirkungen und Forderungen
Die Lage wird sich voraussichtlich in den kommenden Jahren nicht bessern. Von 2019 bis 2023 verloren in Berlin über 19.500 Sozialmietwohnungen ihre Belegungsbindung. Gleichzeitig wurden nur 11.023 neue Sozialwohnungen erbaut. Prognosen zeigen, dass bis 2027 weitere Sozialwohnungen aus der Bindung gehen werden. Im Jahr 2023 wurden nur 23.115 Förderzusagen für Sozialwohnungen erteilt, was ebenfalls unter den Zahlen der Vorjahre liegt.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen dieses Mietmarktes sind dramatisch. Immer mehr Haushalte sind auf Wohngeld angewiesen. 2019 bezogen rund 504.400 Haushalte Wohngeld, was 1,2 Prozent aller privaten Haushalte entspricht. Armutsgefährdete Menschen geben mittlerweile über 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Gemäß der bpb lebten 6,4 Millionen Menschen in überbelegten Wohnungen, und die Gesamtzahl der Sozialmietwohnungen sank zwischen 2006 und 2019 um fast eine Million.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der soziale Wohnungsbau in Deutschland und insbesondere in Berlin von einer Krise betroffen ist, die sowohl die Politik als auch die Gesellschaft in den kommenden Jahren stark herausfordern wird.