
Am 31. März 2025 wird im Universitätsmuseum Bonn eine bemerkenswerte Ausstellung eröffnet, die die Lebensgeschichten von Wissenschaftlerinnen in den Fokus rückt. Unter dem Titel „Her mit den Portr[AI]ts!“ werden zwölf Wissenschaftlerinnen gewürdigt, darunter Amalie Kretzer, die 1909 als erste Doktorandin der Physik an der Universität Bonn promovierte. Ihre Geschichte ist ein Beispiel für den Kampf von Frauen um Anerkennung in der Wissenschaft, der auch heute noch relevant bleibt.
Kretzer, die 1908 ihre Promotion erfolgreich abschloss, musste sich in einer Zeit, in der der Zugang für Frauen zu höherer Bildung stark eingeschränkt war, durchkämpfen. Trotz ihrer Qualifikationen wurde sie oft nicht als Wissenschaftlerin anerkannt und durfte in der Folge nicht unter ihrem eigenen Namen publizieren. Nach ihrer Promotion arbeitete sie als Lehrerin an einer höheren Mädchenschule, musste jedoch nach ihrer Heirat im Jahr 1917 aufgrund der damals geltenden Zölibatsklausel ihre Lehrtätigkeit einstellen. Diese Regelung wurde erst drei Jahre später aufgehoben.
Porträt mit künstlicher Intelligenz
Die Ausstellung zielt darauf ab, das fehlende visuelle Erbe von Wissenschaftlerinnen dieser Zeit zu rekonstruieren. Gesine Born, Fotografin und Wissenschaftskommunikatorin, hat sich mit der Erstellung neuer Porträts von Wissensschaffenden beschäftigt, indem sie Künstliche Intelligenz nutzt. Diese Technik verarbeitet vorhandene Fotografien und ergänzt sie mit textbasierten Informationen. Durch den Einsatz von hartem Licht und starken Posen werden die Frauen gleichgestellt und in eine Ahnengalerie aufgenommen, die traditionell von Männern dominiert ist.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Bonn, Gabriele Alonso Rodriguez, initiierte diese inspirierende Ausstellung und erhielt Unterstützung von Prof. Dr. Andreas Archut, der bei der Konzeption und Bekanntmachung maßgeblich beteiligt war. Das Universitätsmuseum ist mittwochs bis sonntags von 12:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Herausforderungen für Frauen in der Forschung
Während die Ausstellung auf die historisch gewachsene Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft hinweist, spiegelt sich dieses Problem auch in der gegenwärtigen Situation wider. Laut academics.de arbeiten in Deutschland rund 735.000 Menschen in der industriellen Forschung, wobei der Frauenanteil im Jahr 2019 lediglich 14,8 Prozent betrug.
Im Bereich der Automobilindustrie, dem größten Zweig der Industrieforschung, wird die männerdominierte Unternehmenskultur deutlich. Eine Umfrage von Dynata unter Automobilmanagern ergab, dass 44 Prozent eine Chance für mehr Frauen in Führungspositionen sehen, während 36 Prozent dies als Hindernis für die strategische Ausrichtung der Unternehmen betrachten.
Allerdings gibt es positive Entwicklungen, wie beispielsweise die Daimler AG, die Maßnahmen zur Frauenförderung und Chancengleichheit in ihren Gesamtbetriebsvereinbarungen formuliert hat. Auch die Beteiligung an Initiativen wie dem „Girls’ Day“ und Mentoringprogrammen zeigt, dass Anstrengungen unternommen werden, um Frauen in Führungspositionen zu unterstützen.
Die Gesundheitsindustrie ist ein weiteres wichtiges Feld, in dem Frauen immer besser repräsentiert sind. In der Pharmaindustrie stellen Frauen 41 Prozent der Vollbeschäftigten, und jede dritte Führungskraft ist weiblich.
Die Ausstellung „Her mit den Portr[AI]ts!“ ist somit nicht nur eine Hommage an historische Wissenschaftlerinnen wie Amalie Kretzer, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Sichtbarmachung der gegenwärtigen Herausforderungen und Errungenschaften von Frauen in der Wissenschaft.