
Der Bedarf an barrierefreiem Wohnraum in Deutschland nimmt durch die fortschreitende Verstädterung und die Überalterung der Bevölkerung stetig zu. Aktuelle Schätzungen zeigen, dass rund 400.000 Aufzugsanlagen im deutschen Gebäudebestand fehlen. Zudem sind viele der vorhandenen Aufzüge älter als 20 Jahre und bedürfen einer dringenden Modernisierung. Diese Herausforderungen sind besonders in Bestandsgebäuden der Fall, wo die Verbesserung der Barrierefreiheit oft auf Probleme wie räumliche Einschränkungen und unterschiedliche Bauzustände trifft. Laut TU Chemnitz gestaltet sich auch die Anpassung an rechtliche Bestimmungen als aufwendig.
Um dem Mangel an barrierefreien Lösungen entgegenzuwirken, hat die Professur für Förder- und Materialflusstechnik der Technischen Universität Chemnitz gemeinsam mit Sauter Lift Components GmbH, ligenium GmbH und Sachverständigenbüro Vogel ein innovatives Aufzugsystem entwickelt. Dieses maschinenraumlose System in Holzleichtbauweise ist so konzipiert, dass es bei der Nachrüstung in Bestandsgebäuden nur minimale Umbaumaßnahmen erfordert. Der Prototyp wurde Mitte Januar 2025 auf der BAU2025 präsentiert und fand großen Anklang, unter anderem bei Bundesbauministerin Klara Geywitz, die sich beeindruckt von dieser neuen Lösung zeigte.
Barrierefreie Umbauoptionen
Ein barrierefreier Umbau kann oft mit begrenztem zusätzlichen Aufwand realisiert werden. Insbesondere bei Erdgeschosswohnungen bestehen hohe Möglichkeiten zur barrierefreien und altengerechten Umgestaltung. Informationen zu den erforderlichen Maßnahmen sind abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Unter Berücksichtigung des demografischen Wandels zeigt es sich, dass der Wert der Immobilie durch einen barrierefreien Umbau erheblich gesteigert werden kann. Dies erweitert das Mieterpotenzial erheblich.
Zu den individuellen Maßnahmen, die für ein barrierefreies Wohnumfeld sinnvoll sind, zählen unter anderem:
- Verbreiterung der sanitären Bereiche
- Stufenlose Flächen
- Bodenbündige Duschtassen
- Passende Montage von Griffen und Schaltern (Toilette und Badewanne)
- Elektrische Rollläden
- Absenkung der Balkonbrüstung
- Spione mit Minikamera und Monitor
Aktuelle Trends und Entwicklungen
Im Rahmen der bfb-Trendstudie 2025, die im Herbst 2024 veröffentlicht wurde, wird das Thema barrierefreies Bauen umfassend beleuchtet. Man erkennt es nicht nur als gesetzliche Anforderung, sondern auch als wichtigen Wettbewerbsfaktor. Diese Studie, die auf einer Erforschung der Daten und Erfahrungen der letzten fünf Jahre basiert, hat das Ziel, Fachleuten aus Planung, Architektur, Bau und Verwaltung präzisere Einblicke zu bieten. Eine Umfrage hierzu ermöglichte den Teilnehmern, ihre Erfahrungen und Herausforderungen beim barrierefreien Bauen zu teilen. Die Ergebnisse dieser Umfrage werden im Frühjahr 2025 veröffentlicht und auf der Website bfb zugänglich gemacht.