
Am 16. Januar 2025 fand eine bedeutende Veranstaltung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg statt, die von den Abteilungen Gebärdensprachdolmetschen sowie Hören & Kommunikation organisiert wurde. Unterstützt wurde dieses Ereignis vom BDH Hessen und der Stiftung Pro Kommunikation Baden-Württemberg. Die Eröffnung erfolgte durch Markus Fertig, Prof. Dr. Uta Benner und Prof. Dr. Johannes Hennies.https://www.ph-heidelberg.de/presse-und-kommunikation/publikationen/newsletter/januar-2025/
In den Grußworten sprachen Ralph Raule vom Deutschen Gehörlosenbund e.V., Christiane Stöppler vom Berufs- und Fachverband Hören und Kommunikation sowie Ulla Klinkhart vom Berufsfachverband der GebärdensprachdolmetscherInnen Baden-Württemberg e.V. Ein zentrales Thema war der Zugang zu Bildung für taube Schüler:innen und ihre soziale Teilhabe.
Perspektiven im Bildungsprozess
Die Veranstaltung beleuchtete verschiedene Perspektiven der Akteur:innen im Bildungsprozess, darunter Gebärdensprachdolmetscher:innen, Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen. Prof. Dr. Uta Benner hielt eine Antrittsvorlesung mit dem Titel „GSD Macht Schule“. Dabei thematisierte sie die Herausforderungen und Machtaspekte des Gebärdensprachdolmetschens und wies auf die Schwierigkeiten hin, die durch den Wechsel zwischen Deutscher Gebärdensprache (DGS) und Deutscher Lautsprache entstehen. Diese Aspekte können als Nachteil für die betroffenen Zielgruppen gesehen werden.
Ein humorvoller Austausch über die verschiedenen Interpretationen des Akronyms GSD brachte psychologische Entlastung in die Diskussion. Daneben wurde auf die Herausforderungen beim Simultandolmetschen hingewiesen, wie Äquivalenz, Zielgruppenangemessenheit und Zeitverzögerungen. Das Dolmetschen im schulischen Kontext erfordert zudem eine sorgfältige Definition von sozialen Teilhabe und klaren Rollenvorstellungen.
Strukturelle Veränderungen notwendig
Die Debatten zeigten die Spannungsfelder zwischen Autonomie und Abhängigkeit von tauben Schüler:innen sowie den Gebärdensprachdolmetschern auf. Es wurde die Notwendigkeit struktureller Veränderungen in der Versorgungssituation für taube Schüler:innen betont. Im Anschluss an die Antrittsvorlesung fanden drei Interviewrunden statt, die die Perspektiven von Eltern und Schüler:innen, Dolmetscher:innen und Lehrer:innen einbezogen.
Dr. Vera Kolbe stellte ihr Erasmus+-Forschungsprojekt IDE vor, während Juliane Rode die Herausforderungen des Gebärdensprachdolmetschens im Schulalltag diskutierte. Die Plenumsdiskussion widmete sich der inklusiven Beschulung und den Sprachlevels von Schüler:innen mit Hörbehinderung. In fünf interdisziplinären Arbeitsgruppen wurden verschiedene Themen vertieft.
Der Fachtag endete mit einer Zusammenfassung durch Graphic Recording und einer Feedbackrunde. Insgesamt nahmen 130 Teilnehmer:innen an der Veranstaltung teil. Die hohe Teilnehmerzahl und das rege Interesse wurden als voller Erfolg gewertet, weshalb Folgeveranstaltungen in Planung sind.
Herausforderungen der inklusiven Bildung
Im Kontext der Veranstaltung wird deutlich, dass die Diskussion um inklusive Bildung in Deutschland nach wie vor dringend ist. Bildung ist weltweit im Wandel, mit einem klaren Fokus auf gute Lernbedingungen und hohe Schulabschlüsse. Die UN fordert seit 2015 mit ihrem Bildungsziel (Sustainable Development Goal 4) Chancengleichheit in der Bildung, was durch die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 in Deutschland untermauert wird.https://www.bpb.de/themen/inklusion-teilhabe/behinderungen/522089/bildung-und-inklusion-in-deutschland/
Dennoch zeigt sich, dass Deutschland den Anforderungen an Inklusion nicht ausreichend nachkommt. Exklusion, etwa in Form von Sonderbeschulung, wird als Verletzung der Menschenrechte betrachtet. Während die Notwendigkeit der Auflösung von Sonderschulen diskutiert wird, bleiben Förderschulen in der aktuellen Debatte ein strittiges Thema.
Ein parteiübergreifendes Ziel sollte es sein, die Bildungskosten zu erhöhen und den Bildungsbereich im internationalen Vergleich zu stärken. Eine positive Medienberichterstattung über Inklusion scheint in diesem Kontext unerlässlich. Ohne umfassende Ressourcen und den entsprechenden Einsatz von Personal bleibt der Weg zu einer inklusiven Bildung in Deutschland herausfordernd.
Trotz dieser Schwierigkeiten wird die Diversität in der inklusiven Bildung als vorteilhaft für alle Lernenden betrachtet. Heterogene Gruppen fördern soziale Kompetenzen und bessere Abschlüsse. Ein inklusives Schulsystem könnte letztlich faire Bildung für alle ermöglichen, doch die politischen und strukturellen Herausforderungen sind noch erheblich.