
Ein internationales Forscherteam der Universitäten Tübingen, Bonn und Jena hat entscheidende Beweise für den Konsum von Wein in der antiken Stadt Troja erbracht. Diese Erkenntnisse, die in der April-Ausgabe des American Journal of Archaeology veröffentlicht werden, basieren auf chemischen Analysen, die auf Funden aus dem 19. Jahrhundert durch Heinrich Schliemann beruhen.
Der Fokus liegt auf dem sogenannten Depas-Becher (depas amphikypellon), einem charakteristischen Trinkgefäß aus Ton, das zwischen 12 und 40 cm hoch ist und zwei Henkeln besitzt. In Troja wurden über 100 dieser Becher aus der Zeit von 2500 bis 2000 v.Chr. entdeckt, was auf eine weitverbreitete Nutzung hinweist.
Wissenschaftliche Methodik
Die chemischen Analysen, unter der Leitung von Maxime Rageot von der Universität Bonn, beinhalteten das Erhitzen der Proben auf 380 Grad Celsius. Anschließend wurden diese mittels Gaschromatographie und -Massenspektronomie untersucht. Ein klarer Nachweis von Bernstein- und Pyruvatsäure belegt, dass die Becher tatsächlich für Wein verwendet wurden und nicht nur für Traubensaft.
Frühere Annahmen hatten Wein als Getränk der sozialen Elite in der Bronzezeit klassifiziert. Die aktuellen Funde deuten jedoch darauf hin, dass auch einfache Menschen in Troja Wein konsumierten. Es zeigt sich, dass die Getränkekultur in dieser hoch entwickelten Stadt diversifiziert war.
Weinkonsum in der Bronzezeit
Weitere Untersuchungen haben hohe Konzentrationen von Fruchtsäuren in den Depas-Bechern und anderen Gefäßen aus Troja festgestellt, die auf eine regelmäßige Nutzung für Wein hinweisen. Dies wirft interessante Fragen zur sozialen und kulturellen Bedeutung des Weins auf. Die Ergebnisse belegen, dass der Weinkonsum in der frühen Bronzezeit möglicherweise breiter gefächert war, als zuvor angenommen. Auch gewöhnliche Tassen in Außensiedlungen beinhalteten Wein, was die Verbreitung des Weins in der Gesellschaft widerspiegelt.
Eine umfassende Diskussion über die Entwicklung des Weins in der Antike findet sich auch in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Archäologie in Deutschland. Diese thematisiert den Wein sowohl als Göttertrank als auch als alltägliches Genussmittel. Das Heft enthält mehrere Forschungsbeiträge, die sich mit der Bedeutung von Wein in der Ur- und Frühgeschichte sowie der Rolle von Frauen im Weinbau beschäftigen.
Die laufenden Analysen der Fundmaterialien aus Troja versprechen, weitere spannende Erkenntnisse über die Weinproduktion und den Konsum in dieser beeindruckenden Epoche der Menschheitsgeschichte zu liefern. Experten vermuten, dass künftige Forschungen auch an anderen Stätten neue Einsichten in die Verbreitung und den Einfluss des Weins haben könnten.