
Seit dem 1. November 2024 gilt in Deutschland das neue Selbstbestimmungsgesetz, das grundlegende Änderungen für trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen mit sich bringt. Nach 100 Tagen in Kraft haben in Thüringen bereits Hunderte Menschen aktive Schritte unternommen, um ihren Geschlechtseintrag sowie Vornamen zu ändern. Dies berichtet Merkur.
Das Erfurter Standesamt meldete 79 Änderungen, während Jena, Weimar, Gera, Suhl und Eisenach ebenfalls Registrierungen in zweistelliger Zahl verzeichneten. Insgesamt liegt die Zahl der Änderungen in den größeren Städten bei 45 in Jena, 42 in Weimar, 28 in Gera, 16 in Suhl und 12 in Eisenach. Dutzende weitere Anmeldungen sind in den Standesämtern eingegangen. Vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes wurden in Erfurt lediglich etwa zehn Änderungen jährlich registriert.
Neuer Zugang zur Geschlechtsidentität
Dank des neuen Gesetzes ist es nun möglich, den Geschlechtseintrag und den Vornamen ohne die vorher erforderlichen Gutachten, ärztlichen Bescheinigungen oder richterlichen Beschlüsse zu ändern. Eine einfache Erklärung beim Standesamt reicht aus. Dieses Verfahren ist speziell auf die Bedürfnisse transgeschlechtlicher, intergeschlechtlicher und nicht-binärer Personen zugeschnitten und fördert deren Selbstbestimmung.
Die Anmeldung für eine Änderung muss jedoch drei Monate vor dem geplanten Termin erfolgen. Dieser innovative Schritt könnte eine neue Ära der Akzeptanz und Rechte für Menschen eröffnen, die sich mit dem bisherigen rechtlichen Rahmen unzufrieden fühlten.
Hintergrund des Gesetzes
Das Selbstbestimmungsgesetz ersetzt das seit 1980 bestehende, verfassungswidrige Transsexuellengesetz (TSG). Dieses Gesetz hatte sich als nicht zeitgemäß erwiesen und wurde durch das Bundesverfassungsgericht in Teilen für ungültig erklärt. Das neue Gesetz ermöglicht eine Veränderungen des Geschlechtseintrags durch Selbstauskunft, was als entscheidender Schritt zur Stärkung der Menschenwürde und der freien Entfaltung der Persönlichkeit angesehen wird, so die Bundesregierung. Weitere Informationen hierzu finden sich auf der Webseite des Bundesministeriums der Justiz.
Zusätzlich werden die Kosten für geschlechtsangleichende Behandlungen nun vollständig von der Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Damit verfolgt die Bundesregierung nicht nur die rechtliche Anerkennung, sondern auch eine umfassende medizinische Unterstützung für die betroffenen Menschen.
Das neue Gesetz folgt damit dem Trend in vielen anderen Ländern, die bereits ähnliche Regelungen in Kraft haben. Deutschland geht mit diesem Schritt einen wichtigen Schritt zur Gleichstellung und Anerkennung von Geschlechteridentitäten. Eine umfassende Aufklärung und Beratung wird als Teil der Gesetzgebung auch gefördert. Das Bundesfamilienministerium hat hierzu Bagatellen veröffentlicht, die detaillierte Informationen zur Durchführung der Änderungen bereitstellen.