
Heute gedenken viele dem früheren Bundespräsidenten Horst Köhler, der am 1. Februar 2025 im Alter von 81 Jahren nach einer kurzen, schweren Krankheit verstorben ist. Sein Tod hat große parteipolitische Bestürzung ausgelöst. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Köhler in einem Kondolenzschreiben an seine Witwe Eva Luise Köhler. Er bezeichnete ihn als „Glücksfall für unser Land“ und „geschätzten und überaus beliebten Menschen“.
Köhler, der bei seiner Wahl zum Bundespräsidenten im Jahr 2004 der Öffentlichkeit nahezu unbekannt war, hinterlässt ein bemerkenswertes Erbe. Steinmeier hob seine Verdienste hervor, zu denen unter anderem die Leitung der Verhandlungen über die deutsch-deutsche Währungsunion und das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus Moskau zählen. Zudem zog er das Engagement für Afrika und das Bestreben, Deutschland als „Land der Ideen“ zu präsentieren, in den Fokus öffentlicher Diskussionen.
Ein Leben für soziale Gerechtigkeit
Eine Vielzahl an politischen Persönlichkeiten hat Köhlers Engagement gewürdigt. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete ihn als engagierten Politiker, der sich für eine gerechtere Welt einsetzte. Auch Angela Merkel lobte seiner „optimistischen und unerschrockenen Herangehensweise“. Köhlers Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten war ein Vorschlag der damaligen CDU-Vorsitzenden Merkel.
Der CDU-Chef Friedrich Merz hob Köhlers Anstand, Klarheit und Leidenschaft hervor. Vizekanzler Robert Habeck von den Grünen betonte Köhlers Einsatz für soziale Gerechtigkeit sowie seine internationale Verantwortung, insbesondere für Afrika. FDP-Chef Christian Lindner beschrieb ihn als „feinsinnigen Diener unseres Staates“, der seine Weitsicht in sicherheitspolitischen Fragen bewies. Dies spiegelt sich auch in den Erinnerungen der christlichen Kirchen wider, die Köhlers Einsatz für globale Gerechtigkeit und Afrika würdigen.
Kirsten Fehrs, die EKD-Ratsvorsitzende, lobte Köhlers Gerechtigkeitssinn, während Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ihn als großen Staatsmann und Brückenbauer zwischen Kontinenten bezeichnete.
Ein besonderes Augenmerk auf Afrika
In seiner Antrittsrede betonte Köhler die Bedeutung Afrikas für die Menschlichkeit der Welt. Seine erste große Auslandsreise führte ihn nach Afrika, um sowohl die Herausforderungen als auch die Hoffnungen auf dem Kontinent zu thematisieren. Dabei hob er Probleme wie niedrige Lebenserwartung, hohe Kindersterblichkeit, HIV-Infektionen sowie Kriege und Hungersnöte hervor. Trotzdem sah er positive Entwicklungen in der Region, etwa steigende Einschulungsraten und besseren Zugang zu Wasser.
Köhler forderte einen ehrlichen Dialog zwischen Nord und Süd, um die Entwicklungspolitik zu verbessern. Er plante eine „Partnerschaft mit Afrika“, die sowohl afrikanische Spitzenpolitiker als auch deutsche Vertreter einbeziehen sollte. Dies verdeutlicht Köhlers Ausgangspunkt für einen tiefgreifenden Dialog über Mutualismus und Verantwortung.
Darüber hinaus stellte Köhler die Haltung der internationalen Gemeinschaft in Frage. Er hatte ein klares Ziel vor Augen: die Bereitstellung von 0,7% des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe bis 2015. Er sprach sich für eine verantwortungsvolle, nicht konditionierte Hilfe aus, erkannte jedoch auch die Notwendigkeit an, Diktatoren zur Verantwortung zu ziehen.
Köhler argumentierte, dass Hilfe nicht die Ursache von Korruption sein sollte und dass afrikanische Zivilgesellschaften gegen solche Probleme kämpfen müssen. Er verwies auf die Herausforderungen, die trotz positiver Entwicklungen in vielen afrikanischen Ländern bestehen.
Köhlers Engagement für Afrika ging über politische Grenzen hinaus. Bei einer Veranstaltung im Jahr 2014 thematisierte er die Schwierigkeiten, über den Kontinent zu sprechen, und wies auf die einseitige und oft verzerrte Medienberichterstattung hin. Die Realität in Afrika sei weitaus komplexer, als oft dargestellt wird, was die Notwendigkeit betont, Stereotypen abzubauen und einen respektvollen Dialog zu fördern.
In Erinnerung an sein Lebenswerk erweisen Politiker und Bürger Horst Köhler die Ehre, die Werte von Mitmenschlichkeit, sozialer Gerechtigkeit und internationaler Verantwortung zu wahren. Sein Einsatz für Afrika und seine Bemühungen um einen fairen Dialog zwischen den Nationen bleiben ein bleibendes Erbe.