
In einer gemeinsamen Aktion haben mehr als 60 Hochschulen und Forschungsinstitutionen in Deutschland ihre Accounts auf der Plattform X, früher bekannt als Twitter, inzwischen stillgelegt. Der Austritt erfolgt als Reaktion auf die Veränderungen der Plattform, die laut den Institutionen eine unvertretbare Nutzung für ihre Organisationen darstellen. Diese Entscheidung markiert einen Weg, um die Prinzipien von Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft zu verteidigen, die auf der Plattform zunehmend gefährdet sind. Dies berichtet die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg.
Die Präsidentin der BTU, Prof. Dr. Gesine Grande, hebt hervor, dass Wissenschaftsinstitutionen sich der Herausforderung, die Plattform zu nutzen, nicht entziehen dürfen. Sie kritisiert die Algorithmen von X, die eine ideologische Agenda fördern und faktenbasierten Diskurs gefährden. Diese Bedenken teilen auch andere Akademiker und Institutionen und fordern eine Rückbesinnung auf demokratische Prinzipien im Umgang mit sozialen Medien. Der Austritt betrifft ausschließlich die X-Accounts der Institutionen, während die Kommunikation über andere soziale Medien fortgeführt wird.
Ein Zeichen für demokratische Werte
Der Weggang von mehr als 60 Institutionen stellt ein starkes Signal für die Notwendigkeit von faktenbasierter Kommunikation dar. Laut der Zeit sei die aktuelle Ausrichtung von X nicht mehr mit den Werten von Weltoffenheit und Transparenz vereinbar. Änderungen im algorithmischen Design der Plattform begünstigten eine verstärkte Sichtbarkeit rechtspopulistischer Inhalte und schränkten die Reichweite anderer Stimmen erheblich ein. Silke Engel von der Universität Potsdam betont die problematische Entwicklung, die den freien Austausch von Informationen behindert.
Die Initiative, die Unterstützer vieler namhafter Hochschulen um sich versammelt, wurde von Achim Zolke, dem Leiter der Stabsstelle Presse und Kommunikation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, ins Leben gerufen. Offensichtlich schließen sich stündlich weitere Institutionen der Aktion an. Bereits im Dezember 2024 hatten über 60 Journalisten, Autoren und Wissenschaftler in Deutschland ihre Profile auf X stillgelegt – ein Trend, der nun auch die akademischen Institutionen erfasst.
Die Rolle sozialer Medien in der Wissenschaftskommunikation
Die Veränderungen auf Plattformen wie X werfen Fragen zur zukünftigen Rolle sozialer Medien in der Wissenschaftskommunikation auf. Ein Beitrag auf Academia.edu analysiert, wie soziale Medien neue Akteure in die wissenschaftliche Diskussion einbeziehen und gleichzeitig ein Umfeld schaffen, das durch emotionale und polarisierende Debatten geprägt ist. Es ist zunehmend erkennbar, dass Wissenschaftsthemen in diesen Netzwerken oft von antiaufklärerischen Inhalten begleitet werden.
Die Institutionen beobachten weiterhin die Entwicklungen der Plattformen sowie die Algorithmen, die deren Funktionieren bestimmen. Der Rückzug von X könnte somit als ein erster Schritt hin zu einem neuen Umgang mit digitalen Kommunikationsformen im Bereich der Wissenschaftsforschung und -vermittlung gesehen werden. Der Weg, den viele Hochschulen nun einschlagen, könnte weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige Wissenschaftskommunikation in Deutschland haben.