
In Ludwigshafen kämpft Gerhard Krämer, 86 Jahre alt, derzeit mit den gravierenden Auswirkungen einer schimmelnden Wohnsituation. Er lebt seit 47 Jahren in einem Mehrfamilienhaus, das zunehmend als Problemimmobilie gilt. Die Heizung des Gebäudes funktioniert seit dem gesamten Winter nicht, wodurch Krämer auf einen Heizlüfter angewiesen ist. Nachts muss er den Heizlüfter jedoch aufgrund der Brandgefahr ausstellen, was dazu führt, dass in seiner Wohnung morgens nicht einmal zehn Grad herrschen. Die Situation hat sich weiter verschärft, nachdem sein Vermieter monatelang keine Nebenkosten an die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) abgeführt hat. TWL hat bereits mit Liefersperren für Strom, Gas und Wasser gedroht, was die angespannte Lage noch prekärer macht.
Die Mietshäuser, in denen Krämer lebt, gehören einer Ltd.-Kapitalgesellschaft mit Sitz in London. Gegen den Geschäftsführer, Michael M., läuft ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankenthal wegen Verdachts auf Betrug und Untreue. Solche Fälle sind nicht selten, denn viele Städte und Gemeinden sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um Problemimmobilien geht. Laut der Bundesanstalt für Bau-, Stadt- und Raumforschung stellen diese Immobilien ein großes Problem für die Quartiers- und Ortsteilentwicklung dar. Merkmale von Problemimmobilien sind in der Regel die bauliche Verwahrlosung, Leerstand oder eine starke Überbelegung.
Der neue Leitfaden und Herausforderungen
Die Bundesanstalt hat daher einen neuen Leitfaden zum Umgang mit Problemimmobilien veröffentlicht, der als Neufassung eines früheren Dokuments von 2014 dient. Dieser Leitfaden zielt darauf ab, Informationslücken zu schließen und Kommunen sowie Akteuren in der Stadtentwicklung dabei zu helfen, geeignete Rechtsinstrumente zu nutzen. Der Leitfaden umfasst eine Vielzahl von Themen, darunter Handlungsansätze sowie den Einsatz hoheitlicher Instrumente.
Die aktuelle Wohnungsmarktsituation ist in Deutschland insgesamt angespannt. Steigende Mieten, insbesondere in Ballungszentren, führen immer wieder zu Missständen, wie sie Gerhard Krämer erlebt. Die Studie des Wirtschaftsdienstes zeigt auf, dass die Mietpreise in großen Städten in den letzten Jahren enorm gestiegen sind. Zu den Ursachen gehören das geringe elastische Marktangebot, längere Baugenehmigungsverfahren und demografische Faktoren wie die Urbanisierung und eine hohe Arbeitsmarktlage.
Ein Blick in die Zukunft
Um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken, sind neben einem Anstieg der Wohnungsbauinvestitionen seit 2015 auch notwendige Anpassungen bei Bauordnungsrecht und Infrastruktur erforderlich. Dabei besteht ein großes Potenzial für die Nachverdichtung in den Städten. Trotz der Probleme bleibt die Rückkehr zu einem ausgewogenen Wohnungsangebot in der nahen Zukunft ungewiss.
In Anbetracht der Situation von Gerhard Krämer und vieler anderer, die in ähnlichen Verhältnissen leben, bleibt abzuwarten, wie die Maßnahmen und Strategien der Städte und Kommunen, unterstützt durch aktualisierte Leitfäden und Instrumente, dazu beitragen können, die drängenden Herausforderungen im Bereich der Problemimmobilien in den Griff zu bekommen.