
Zum 60-jährigen Bestehen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) richtet Rektorin Prof. Dr. Anja Steinbeck am 22. Januar eine Feier aus, bei der über 650 Gäste aus Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft zusammenkommen. In ihrer Rede hebt Steinbeck die strategischen Weichenstellungen und Herausforderungen hervor, die die Universität in den letzten Jahren geprägt haben. Die Pandemie, der Ukrainekrieg und der Terrorangriff der Hamas sind Themen, die nicht nur das gesellschaftliche, sondern auch das akademische Leben beeinflussen.
Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf, gratuliert der HHU und unterstreicht die Bedeutung der Wissenschaftsfreiheit. In ihrer Antwort betont Steinbeck die Rolle der HHU als Bürgeruniversität und den Dialog, den Wissenschaftler aktiv mit der Gesellschaft suchen, um Vertrauen und Akzeptanz zu gewinnen. Sie verweist ebenfalls auf die Notwendigkeit, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Rassismus zu bekämpfen, und kritisiert das geplante „Hochschulstärkungsgesetz“ in Nordrhein-Westfalen, das die Autonomie der Universitäten gefährde.
Antisemitismus in der Gesellschaft
Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass Antisemitismus nach wie vor ein drängendes Thema ist. Laut einer Untersuchung in Nordrhein-Westfalen weisen 8 bis 24 Prozent der Befragten gefestigte antisemitische Einstellungen auf. Es werden verschiedene Erscheinungsformen des Antisemitismus, wie der religiöse und moderne Antisemitismus, analysiert. Besonders alarmierend ist die hohe Zustimmung zu sekundärem Antisemitismus, bei dem der Holocaust relativiert oder geleugnet wird.
Die Studie, die vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt wurde, offenbart, dass eine signifikante Zahl der Befragten eine diskriminierende Handlungspräferenz zeigt, indem sie beispielsweise jüdische Mitreisende in Verkehrsmitteln meiden. Prof. Dr. Heiko Beyer betont, dass antisemitische Einstellungen in Nordrhein-Westfalen eine beunruhigende Normalität erreicht haben, insbesondere bei politisch Höhergebildeten und jüngeren Menschen.
Proteste und gesellschaftliche Verantwortung
Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus wird als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet. Dies sei dringend nötig, um den Einfluss autoritärer Staaten auf die Demokratie und demokratische Bildung zu verringern. Auch der Terrorangriff der Hamas hat zu einem Anstieg antisemitischer Straftaten geführt; seit dem 7. Oktober 2023 wurden bereits über 1200 solcher Straftaten registriert. Prof. Dr. Gert Pickel von der Universität Leipzig hebt hervor, dass antisemitische Ressentiments in Deutschland nie wirklich verschwunden sind, häufig jedoch nur verdeckt auftreten.
Um der Problematik entgegenzutreten, empfiehlt er persönliche Gespräche mit jüdischen Mitbürger:innen und eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus in Schulen. Weitere Initiativen, wie die „Shoah-Gedenk- und Bildungsinitiative“, haben sich zum Ziel gesetzt, das Wissen über den Holocaust in Schulen zu fördern.
Die Heinrich-Heine-Universität, die in den letzten Jahren in der Juristischen Fakultät und im Bereich Psychologie regelmäßig im CHE-Ranking an der Spitze steht, ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Steinbeck äußert Zuversicht über die Zufriedenheit der Studierenden und die Zukunft der Universität, die künftig verstärkt auf Forschungsschwerpunkte in Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit setzen will.
Das 60-jährige Jubiläum der HHU wird mit etwa 60 Veranstaltungen gefeiert, die von Konzerten bis zu einem Umzug beim Rosenmontagszug reichen. Die nächsten Monate werden entscheidend dafür sein, wie sich die Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft weiter entwickeln lässt.
Für detailliertere Informationen stehen die Berichte von Heinrich-Heine-Universität, Land NRW und Forschung und Lehre zur Verfügung.