
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat Ermittlungen gegen eine Hausverwalter-Firma aufgenommen, die seit der Veröffentlichung des Berichts am 3. Februar 2025 durch op-online in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Diese Ermittlungen sind das Ergebnis von Anzeigen, die von mehreren Eigentümergemeinschaften eingereicht wurden. Die betroffenen Immobilienbesitzer äußern ernsthafte Bedenken, dass ihre Rücklagen in Gefahr sind.
Die fragliche Hausverwalter-Firma hat ihren Sitz in Wiesbaden und sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, Rücklagen der Eigentümergemeinschaften in riskante Anleihegeschäfte investiert zu haben, und zwar ohne die Zustimmung der Eigentümer. Aktuell liegen der Staatsanwaltschaft rechtliche Schritte von insgesamt 18 Wohnungseigentümergemeinschaften vor, die um die Rückzahlung ihrer Gelder fürchten.
Risiko der Geldverluste
Besonders besorgniserregend ist die Situation für eine Eigentümergemeinschaft in Rodgau, deren Vertreter Markus Stork betont, dass Rücklagen in Höhe von 506.000 Euro in Gefahr seien. Diese Gelder sollten ursprünglich für sicherere finanzielle Investitionen verwendet werden, doch die Hausverwaltung der Consigma-Gruppe hat sie für Anleihen der DR Deutsche Rücklagen GmbH eingesetzt. Laut den Recherchen von Tagesschau hat die DR Deutsche Rücklagen insgesamt über 30 Millionen Euro in Anleihen investiert.
Die betroffene WEG in Rodgau hat ihrerseits die Anleihe fristlos gekündigt und rechtliche Schritte gegen sowohl die Consigma-Gruppe als auch die DR Deutsche Rücklagen eingeleitet. Derzeit warten rund 40 WEGs auf Rückzahlungen in Höhe von insgesamt fast vier Millionen Euro. Die Lage wird zusätzlich dadurch kompliziert, dass die größte Hausverwaltung der Consigma-Gruppe, Consigma München, Insolvenz angemeldet hat und viele Serviceangebote eingestellt wurden.
Rechtliche Rahmenbedingungen und neue Entscheidungen
Im Kontext dieser Entwicklungen ist es auch wichtig, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu betrachten. Ein jüngstes Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 5. Juli 2024 hat klargestellt, dass Wohnungseigentümer seit der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes (WEMoG) am 1. Dezember 2020 keine direkten Ansprüche mehr gegen den Verwalter haben. Dieses Urteil, welches unter anderem auf den Fall eines Eigentümers zurückgeht, der Schadensersatz von seiner Verwalterin forderte, bedeutet einen Paradigmenwechsel im WEG-Recht. Nach der Reform müssen Ansprüche bei Pflichtverletzungen gegen die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer gerichtet werden, wie auf anwalt.de beschrieben.
Die Bedeutung der schnellen Ermittlungen ist auch für die betroffenen Wohnungseigentümer entscheidend. Anlegerschützer wie Daniel Bauer betonen, dass eine zügige Klärung der Vorwürfe und Rückforderungen für die Eigentümer unerlässlich ist, um mögliche finanzielle Verluste zu minimieren.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt plant, die Ermittlungen auf vier weitere Vorgänge aus anderen Bundesländern auszuweiten. Diese umfassen ebenfalls Fälle von Geldanlagen, die teils fragwürdigen Geschäften zugeordnet werden können. Derzeit gibt die Staatsanwaltschaft keine weiteren Informationen aus ermittlungstaktischen Gründen preis, ein Umstand, der die Unsicherheit der betroffenen Eigentümergemeinschaften nur verstärkt.