
Am 20. Januar wird Donald Trump als 47. Präsident der USA vereidigt. In den Tagen davor bleibt die politische Situation in Kopenhagen angespannt, insbesondere in Bezug auf Trumps mögliche Ansprüche auf das autonom verwaltete Grönland, das Teil des Königreichs Dänemark ist. Trump hatte zuvor in einem Telefonat mit Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen damit gedroht, Strafzölle auf dänische Waren zu verhängen, sollte Grönland nicht unter US-Kontrolle kommen. Frederiksen bezeichnete die Lage als ernst und erklärte, dass ihre Regierung alles daran setze, um Strafzölle zu vermeiden, und hofft auf eine geschlossene Antwort der EU im Falle solcher Drohungen. Olof Gill von der Europäischen Kommission erläuterte, dass die EU auf alle Szenarien vorbereitet sei, wenngleich die Diskussion über Strafzölle derzeit hypothetisch sei.
Grönlands Regierungschef Múte B. Egede betonte in einem Interview die Unabhängigkeit Grönlands, da dieses Land keinesfalls Teil der USA werden wolle. Jedoch bekräftigte Egede die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den USA, insbesondere im Hinblick auf den Abbau von Bodenschätzen. In einer Umfrage der Suffolk University lehnen 53,3 Prozent der US-Bürger Trumps Pläne für Grönland ab. Besonders stark ist die Ablehnung unter den Demokraten, von denen 86 Prozent Trumps Idee als negativ bewerten, während sich nur 21 Prozent der Republikaner dieser Meinung anschließen.
Der Gesetzesentwurf „Make Greenland Great Again Act“
Es gibt Bestrebungen innerhalb der Republikaner, die Trumps Pläne unterstützen. So wurde ein Gesetzentwurf eingebracht, der Trump die Verhandlungen mit Dänemark über den Kauf Grönlands ermöglichen würde. Der Gesetzentwurf trägt den Titel „Make Greenland Great Again Act“ und argumentiert mit der nationalen Sicherheit der USA in Zusammenhang mit dem Erwerb Grönlands. Doch während solche politischen Bestrebungen im US-Kongress durchgeführt werden, zeigen sich die Grönländer besorgt über die kolonialistischen Untertöne dieser Ambitionen.
Grönland hat eine komplexe Geschichte, die stark durch das Verhältnis zu Dänemark geprägt ist. Mit der ersten Autonomie im Jahr 1979 und dem Selbstständigkeitsgesetz von 2008 strebt Grönland zunehmend nach Unabhängigkeit. Grönland könnte innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre vollständig unabhängig werden. Die Mehrheit der grönländischen Bevölkerung lebt an der Küste in 17 Städten, wobei Nuuk die Hauptstadt ist. Trotz der Autonomie bleibt Grönland wirtschaftlich stark mit Dänemark verbunden und ist auch militärisch von den USA beeinflusst.
Wirtschaftliche Perspektiven und Bodenschätze
Grönland ist mit einer Fläche von 2.166 Millionen Quadratkilometern die größte Insel der Welt, wobei rund 80 Prozent von einer Eiskappe bedeckt sind. Das Land hat einige bedeutende Bodenschätze, darunter Kohle, Blei, Silber, Gold und Öl. Die Fischerei ist der Hauptindustriezweig, wobei über 85 Prozent der Exporte aus Krabben und Fisch bestehen. Das BIP pro Kopf liegt aktuell bei knapp 60.000 US-Dollar. Diese natürlichen Ressourcen könnten eine tragende Rolle in der künftigen Entwicklung Grönlands spielen, speziell im Kontext einer möglichen Unabhängigkeit.
Grönland strebt darüber hinaus nach politischer Mitbestimmung, insbesondere in internationalen Gremien wie dem arktischen Rat. Der Wunsch nach einer eigenen Präsidentschaft im Rat ist ausgeprägt, da Dänemark derzeit den Vorsitz innehat. Dies zeigt den wachsenden Drang nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit in der grönländischen Bevölkerung, während gleichzeitig das Erbe kolonialer Beziehungen noch nicht vollständig überwunden ist.
Die Situation verdeutlicht die spürbaren Spannungen zwischen den USA, Dänemark und Grönland. Die wachsenden wirtschaftlichen und politischen Ambitionen Grönlands stehen im Kontrast zu Trumps aggressiven Forderungen und könnten die Dynamik im Nordatlantik nachhaltig beeinflussen. Mit den bevorstehenden Neuwahlen könnte die Unabhängigkeit ein zentrales Wahlthema werden und somit die zukünftige Beziehung zu Dänemark und den USA neu definieren.
Für weitergehende Informationen zur geopolitischen Situation verweisen wir auf die Artikel von Remszeitung und SRF.