
Die Metzgereiszene in Westheim wird durch eine Reihe von Schließungen und Personalnotständen stark beeinflusst. Die Metzgerei Däuwel hat vor vielen Jahren ihre Türen aufgrund von Altersgründen geschlossen. Daraufhin eröffnete die Sondernheimer Metzgerei Aschbacher in den Räumlichkeiten der ehemaligen Metzgerei, musste jedoch am 23. November 2024 nach nur kurzer Zeit schließen, da Personalmangel und hohe Krankheitsausfälle das Geschäft überforderten. Die Kunden wurden auf die Filiale in der Schillerstraße 6 in Sondernheim verwiesen.
Um die Versorgung der Westheimer Bevölkerung mit frischen Fleisch- und Wurstwaren aufrechtzuerhalten, wird ab dem 9. Januar 2025 die Landmetzgerei Roland Benz aus Ottersheim wöchentlich einen Verkaufswagen auf dem Kerweplatz aufstellen. Die Metzgerei bietet Produkte aus eigener artgerechter Viehhaltung mit hauseigener Schlachtung an, was eine wichtige Alternative in Zeiten des Personalmangels darstellt.
Fachkräftemangel und Herausforderungen der Branche
Die Schließungen von Metzgereien sind jedoch nicht nur ein lokales Phänomen, sondern spiegeln ein weit verbreitetes Problem in der Branche wider. Wie sonntag-morgenmagazin.eu berichtet, sind viele Metzgereien, insbesondere im Wetteraukreis, mit einem akuten Fachkräftemangel konfrontiert. Frank Herold, Obermeister der Fleischer-Innung Wetterau und Betreiber einer Metzgerei in Friedberg, hat festgestellt, dass über 85 % seiner Ware selbst hergestellt werden. Sein Unternehmen kämpft darum, genügend Personal zu rekrutieren, da in den letzten zehn Jahren keine neuen Bewerbungen eingegangen sind.
Die Probleme sind vielschichtig: „Das Image des Metzgers ist seit 30 Jahren schlecht“, erklärt Herold, was die Jobsuche enorm erschwert. Supermärkte bieten günstigere Preise und die Konkurrenz durch das Veterinäramt zieht gut ausgebildete Metzger an, die sich bessere Einstiegsgehälter erhoffen. Diese Umstände haben dazu geführt, dass die Ausbildungszahlen in der Fleischer-Innung Wetterau drastisch gesunken sind. Seit 2014 hat sich die Anzahl der Auszubildenden von 54 auf nur noch 27 halbiert.
Wirtschaftliche Realität für Metzger
Die wirtschaftliche Lage ist für viele Metzgerbetriebe angespannt. Herold kann keine Tariflöhne zahlen, da die Kosten dafür einfach zu hoch sind. Gleichzeitig muss er monatliche unentgeltliche Auszeiten in Kauf nehmen, um den Betrieb nicht vor die Wand zu fahren. Sein Team besteht aus lediglich sieben Vollzeitmitarbeitern, darunter zwei in der Produktion – ein Risiko bei Krankheitsausfällen.
Die Fusion der Fleischer-Innung Wetterau mit der Innung Hanau wurde bereits für dieses Jahr angekündigt und könnte möglicherweise Konsequenzen für die Branche haben. Viele Betriebe sind gezwungen, sich in einem hart umkämpften Markt neu aufzustellen. Der Metzgerberuf muss ein neues Image entwickeln, um zukünftige Generationen für diesen Traditionsberuf zu begeistern.
Insgesamt zeigt sich, dass die Metzgereien nicht nur mit internen Herausforderungen, sondern auch mit äußeren Marktfaktoren zu kämpfen haben. Die Sicherstellung der Fleisch- und Wurstversorgung, wie sie die Landmetzgerei Roland Benz vorantreibt, ist nur ein Puzzlestück in einem komplexen Rätsel, das die Zukunft der Branche bestimmen wird. Weitere Informationen über die aktuelle Lage und Statistiken in der Fleischwirtschaft finden Sie im umfassenden Bericht von bmel-statistik.de.