
Das Forschungsprojekt „VOTO – Weidengewebeverstärkter Kunststoff mit variabler Gewebedichte für Fassadenelemente im textilen Holzbau“ an der Universität Kassel verfolgt das Ziel, nachhaltige Baumaterialien zu entwickeln. Dabei wird eine innovative Kombination aus Weidenholzfäden der Amerikanerweide und Polypropylen verwendet. Das Besondere an diesem Verfahren ist die Nutzung eines Heiß-Press-Verfahrens, bei dem Weidenholzgewebe und thermoplastische Kunststofffolie abwechselnd geschichtet werden. Während des Prozesses schmilzt der Kunststoff, umfließt und verbindet sich mit dem Holz, bevor er abkühlt und aushärtet. Eine Schlüsselkomponente ist ein „Haftvermittler“, der als Additiv dient, um die Verbindung der Materialien zu verbessern. Patentiert ist dieses Verfahren bereits, was für die technologische Innovation und den Wettbewerbsvorteil spricht.
Die Vorteile des neuen Werkstoffs sind vielfältig. Durch die Kunststoffmatrix zeigt das Material eine erhöhte Witterungsbeständigkeit und Brandschutzfähigkeit. Zudem ermöglicht die variierbare Webart des Gewebes, lichtundurchlässige oder -durchlässige Fassadenmodule zu gestalten. Um die Qualität zu gewährleisten, wurden umfangreiche Materialtests wie Zug-, Druck- und Biegefestigkeit sowie Schlag- und Ermüdungseffekte durchgeführt. Besonders auffällig ist, dass künstliche Bewitterungstests zeigten, wie UV-Stabilisatoren die Lebensdauer der Fassadenmodule sinnvoll verlängern können.
Nachhaltigkeitsansätze in der Textilindustrie
Parallel zu den Entwicklungen an der Universität Kassel verfolgt das Projekt zPP die Etablierung innovativer, nachhaltiger polypropylenbasierter Textilien für technische Anwendungen. Diese Initiative zielt auf die Schaffung vollständig recycelbarer Produkte ab, um die steigende Nachfrage nach technischen Textilien, die jährlich rund 3 Millionen Tonnen beträgt, besser zu bedienen. Der Einsatz von Polypropylen erstreckt sich über verschiedene Branchen, darunter die Automobilindustrie, das Bauwesen und die Medizintechnik. Der Großteil der produzierten PP-Produkte wird jedoch derzeit verbrannt oder deponiert, was nur einen geringen Recyclinganteil von 8 Prozent bedeutet.
Die zirkuläre Textilproduktion steht dabei im Zentrum der Bemühungen. ZPP setzt den Fokus auf die Entwicklung neuer Technologien und digitaler Prozesse, die den gesamten Lebenszyklus der Textilien abdecken. Somit wird gewährleistet, dass Recyclingoptionen bereits in der Entwurfsphase berücksichtigt werden. Das Ziel ist hierbei die Etablierung eines geschlossenen Kreislaufs für Polypropylen in der Textilindustrie, unterstützt von einem interdisziplinären Konsortium aus acht Partnern, darunter die Technische Universität Dresden und die Sandler AG.
Die Rolle der Kreislaufwirtschaft
Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft ist für die Textilindustrie notwendiger denn je. Dies wird durch neue EU-Vorschriften, wie das Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR), vorangetrieben. Hierbei gilt es, langlebige, reparierbare und recycelbare Materialien zu verwenden. Der Großteil der Textilien landet gegenwärtig auf Mülldeponien, während innovative Ansätze wie das Faser-zu-Faser-Recycling an Bedeutung gewinnen. Solche Maßnahmen fördern die Zukunftsfähigkeit der Branche und tragen zu globalen Nachhaltigkeitszielen bei. Der Bedarf an kreativen Lösungen und der Integration von recycelten Materialien in Produktionsprozesse wird unerlässlich, um den wachsenden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die Entwicklungen an der Universität Kassel als auch die Initiativen im Rahmen des Projekts zPP entscheidende Schritte in Richtung einer nachhaltigeren und zirkulären Textilindustrie darstellen. In einer Welt, in der Nachhaltigkeit für Verbraucher zunehmend zum entscheidenden Kauffaktor wird, können solche Innovationen nicht nur die Umweltauswirkungen der Industrien verringern, sondern auch der deutschen Wirtschaft in Bezug auf Rohstoffschwankungen mehr Resilienz verleihen.