
Die Ermittlungen in einem 13 Jahre alten Mordfall in Gießen wurden kürzlich wieder aufgenommen. Es handelt sich um den Mord an Gerhard Klingelhöfer, einem 80-jährigen Bauunternehmer, der am 9. September 2011 in seinem Haus in Pohlheim, Ortsteil Watzenborn-Steinberg, getötet wurde. Die Behörden in Gießen, darunter die Staatsanwaltschaft und die „Cold Case-Einheit“ des Polizeipräsidiums Mittelhessen, haben den Fall neu bewertet und suchen nach neuen Hinweisen zur Aufklärung des Verbrechens. Klingelhöfer wurde durch massive Gewalteinwirkung getötet; die Täter drangen in sein Haus ein und versuchten, einen Tresor zu öffnen. Da diese Bemühungen scheiterten, wurde Klingelhöfer überwältigt und weiter verletzt.
Trotz umfassender Ermittlungen über die Jahre konnten die Täter bisher nicht identifiziert werden. Die „Cold Case“-Einheit hat die alten Akten digitalisiert und DNA-Spuren mit internationalen Datenbanken abgeglichen. Mehrere Zeugenvernehmungen haben bereits stattgefunden, und die Polizei bittet um Mithilfe der Öffentlichkeit. Besonders gefragt sind Informationen zu Trägern von Sportschuhen der Marken „Nike Shox Conundrum“ und „Adidas Snova Glide“, da entsprechende Schuhspuren am Tatort gesichert wurden. Die Behörden betonen, dass für Mitwisser, die Informationen zur Tat oder deren Planung haben, keine Strafverfolgung mehr zu erwarten ist, da mögliche Anstiftungen oder Strafvereitelungen im Jahr 2011 verjährt sind.
Konsequente Ermittlungen und moderne Ermittlungsmethoden
Tötungsdelikte besitzen in Hessen lange oder gar keine Verjährungsfristen, was die konsequente Strafverfolgung im Sinne der Angehörigen und der Gerechtigkeit unerlässlich macht. In Hessen gibt es seit 1980 etwa 300 ungeklärte Tötungsdelikte, und die Staatsanwaltschaft Gießen hat sich intensiv an der Aufklärung dieser Fälle beteiligt. Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger betont die Wichtigkeit der Altfallsachbearbeitung und erläutert moderne Ermittlungsmethoden, die für die Aufklärung von Cold Cases genutzt werden. Dazu gehören digitale Gesichtsweichteilrekonstruktionen, 3D-Lasertechnik zur Vermessung von Tatorten und komplexe DNA-Untersuchungen.
Die Staatsanwaltschaft Gießen kann in den letzten Jahren Ermittlungserfolge verzeichnen, wie die Aufklärung des Tötungsdelikts an Johanna Bohnacker im Jahr 2017. Bei diesem Fall handelte es sich um ein Verbrechen, das Jahrzehnte ungelöst blieb. Darüber hinaus wurde im Jahr 2022 ein 62-jähriger Mann wegen Mordes an einer 15-jährigen Jugendlichen verurteilt, wobei DNA-Beweise entscheidend zur Identifizierung des Täters führten. Diese Erfolge zeigen, wie wichtig die spezielle Expertise und die Ressourcen der Staatsanwaltschaft Gießen sind.
Die Laufende Suche nach Zeugen
Der Fall Klingelhöfer ist nur einer von vielen ungeklärten Tötungsdelikten in Hessen. Insgesamt gibt es rund 300 solcher Fälle, wovon 20 in den Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Gießen fallen. Das LKA in Wiesbaden verfügt zudem über eine spezielle Abteilung, die „Cold Case Unit“, die sich mit der Bearbeitung älterer Fälle beschäftigt. Dieser Ansatz ist entscheidend, um Licht ins Dunkel von Kriminalfällen zu bringen, die oft bis in das Jahr 1980 zurückreichen. Ermittlungen werden jedoch auch dann aufgenommen, wenn neue Hinweise bei älteren Fällen eingehen.
Mit einer Belohnung von insgesamt 8.000 Euro für Hinweise, die zur Ergreifung eines Täters führen, hoffen die Behörden, entscheidende Informationen zu erhalten. Zeugen können sich unter der Telefonnummer 0641/7006-4444 oder per E-Mail an HINWEISE-COLDCASE@polizei.hessen.de melden. In Anbetracht der Schwere der Taten und der tragischen Schicksale der Opfer bleibt die Hoffnung auf Aufklärung und Gerechtigkeit bestehen. Die Behörden ermutigen die Bevölkerung, sich aktiv an der Lösung dieser ungelösten Fälle zu beteiligen und mögliche Hinweise zu melden.
Weitere Informationen zu den Cold Cases in Hessen bieten die Berichte von OP Online, das Hessische Justizministerium, sowie eine umfassende Analyse von Tag24.