
Rund 12.000 Menschen versammelten sich in Heidelberg, um eine Woche vor der Bundestagswahl gegen den Rechtsruck in Deutschland zu demonstrieren. Diese Großdemonstration wurde von einem breiten Bündnis organisiert, zu dem das Queerfeministische Kollektiv und das Bündnis „Kein Schritt nach Rechts“ zählen. Mehr als 100 Institutionen und Gruppen, einschließlich Parteien, Stiftungen und kirchlichen Vertretern, schlossen sich zusammen, um ein starkes Zeichen für Vielfalt und gegen Rassismus zu setzen. Die Proteste spiegeln eine zunehmende Besorgnis über die Erstarkung rechter Ideen in der deutschen Politik wider. SWR berichtet, dass die Versammlung an der Stadtbibliothek begann und die Demonstranten über die Post- und Hauptstraße zum Uniplatz zogen.
Mit Slogans wie „Keine Toleranz für Intoleranz“ und „Demokratisch wählen, sonst wird’s schmerzhaft“ forderten die Teilnehmer, den demokratischen Werten und der Vielfalt Vorrang zu gewähren. Die Mitorganisatorin Jennifer Bihr sprach von einer spürbaren Spaltung in der Gesellschaft und unterstrich die Notwendigkeit, Ängsten und Hass entgegenzuwirken. Lehrerin Amelke Weiß und der pensionierte Unfallchirurg Stefan Lorenz äußerten ihre Sorgen über die bevorstehenden Wahlen und die Rolle der AfD.
Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Deutschland
Die Heidelberger Proteste sind nur eine von vielen Demonstrationen, die am Wochenende in Deutschland stattfanden. Tagesschau berichtet, dass in Berlin mindestens 160.000 Menschen an der Kundgebung „Aufstand der Anständigen – Demo für die Brandmauer“ teilnahmen. Der Veranstalter sprach sogar von bis zu 250.000 Teilnehmern. Publizist Michel Friedman kritisierte die Zusammenarbeit von Union und AfD im Bundestag und betonte die Wichtigkeit der Menschenwürde.
Die Proteste wurden teilweise durch Abstimmungen im Bundestag über Maßnahmen zur Begrenzung der Zuwanderung ausgelöst. In mehreren Städten wie Bonn, Saarbrücken, und Hamburg traten Tausende für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt ein. In Hamburg beispielsweise demonstrierten rund 65.000 Menschen unter dem Motto „Hamburg steht zusammen: Wer mit Faschisten paktiert, hat nichts kapiert!“
Rolle der Zivilgesellschaft und Expertentipps
In den letzten drei Wochenenden haben insgesamt etwa 1,98 Millionen Menschen an Protesten gegen Rechtsextremismus teilgenommen, wie aus Angaben des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Experten äußern sich dazu positiv. Politikwissenschaftlerin Ursula Münch betont, dass die Massendemonstrationen zeigen, dass die „schweigende Mehrheit“ aktiv ist. Diese sichtbare Solidarisierung mit Zugewanderten widerlegt die Ansprüche von Extremisten und Populisten, die behaupten, das Volk zu vertreten.
Hedwig Richter, Historikerin, sieht die Demonstrationen als Fest der Demokratie, das Werte wie Menschenwürde und Solidarität stärkt. Sie fordert außerdem ein Verbot der AfD und einen respektvollen Dialog innerhalb des demokratischen Spektrums. Extremismusforscher Andreas Zick unterstreicht, dass solche Proteste die Zivilgesellschaft stärken und die öffentliche Aufmerksamkeit auf Rechtsextremismus lenken.
Die Polizei meldete, dass die Proteste in Heidelberg und anderswo friedlich verliefen. Sicherheitskonzepte wurden implementiert, um Konflikte zu vermeiden. In Heidelberg standen Absperrgitter, während am Bismarckplatz Informationsstände verschiedener politischer Parteien, einschließlich der AfD, platziert waren.