
In deutschen Schulen wird die Diskussion um ein umfassendes Handyverbot zunehmend laut. Am 16.01.2025 forderten drei SPD-Jugend- und Gesundheitsstadträte ein solches Verbot an Berliner Schulen. Caroline Böhm, Oliver Schworck und Gordon Lemm richten ihre Forderung an die Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sowie an die Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD). Laut den Stadträten besteht Einigkeit über die problematische Situation, die durch Drohungen, Hassnachrichten und gewaltverherrlichende Inhalte gekennzeichnet ist. Die Schulleitungen unterstützen die Idee, insbesondere für jüngere Kinder ein Handyverbot einzuführen.
Allerdings ist die Meinungsvielfalt innerhalb der Schulgemeinschaft groß. Arnd Niedermöller von der Vereinigung der Oberschulrektoren (VOB) ist der Ansicht, dass Jugendlichen ab 16 Jahren die Nutzung eigener Geräte selbstbestimmt überlassen werden sollte. Orcun Ilter, der Landesschülersprecher, fügt hinzu, dass Schüler trotz möglicher Verbote Handys weiterhin nutzen würden. Sven Zimmerschied von der Berliner Initiative Schule (BISS) sieht ein Verbot für die Jahrgänge 7 bis 10 als sinnvoll an, während er ein Verbot ab der 11. Klasse für unrealistisch hält.
Die Auswirkungen der Handy-Nutzung
Die Debatte über die Handy-Nutzung an Schulen ist nicht neu, jedoch wurde sie durch aktuelle Studien und gesellschaftliche Entwicklungen neu angestoßen. Eine Übersichtsstudie der Universität Augsburg belegt, dass ein Handyverbot in Schulen das soziale Wohlbefinden von Schülern steigern und ihre schulischen Leistungen verbessern könnte. Der Fokus auf Medienkompetenz wird von allen Beteiligten als entscheidend angesehen, um Schüler auf die Risiken der Handynutzung vorzubereiten. Experten betonen, dass eine bloße Verbotsregelung nicht die Lösung ist und zusätzliche pädagogische Maßnahmen erforderlich sind.
In Deutschland gibt es bisher keine einheitliche Regelung für Handyverbote. Stattdessen liegt die Entscheidung, ob Handys in Schulen erlaubt sind oder nicht, in den Händen der einzelnen Bundesländer und Schulen. Dieses Fragmentierung führt zu deutlichen Unterschieden im Umgang mit Handynutzung. In Bayern wurde ein zuvor landesweites Verbot 2022 gelockert, sodass Schulen nun eigenständig entscheiden dürfen.
Internationale Trends und Lösungen
International gibt es einen zunehmenden Trend zu Verboten von Smartphones an Schulen. Länder wie Schweden, Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, die Niederlande und Spanien haben teilweise oder vollständige Smartphoneverbote umgesetzt. Diese Entwicklungen spiegeln die besorgniserregenden Trends in Bezug auf Ablenkung im Unterricht, Cybermobbing und die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit wider. Die UNESCO empfiehlt ebenfalls ein allgemeines Verbot von Mobiltelefonen im Schulbereich.
Matthias Langensteiner, Rektor des Gymnasiums Penzberg, verfolgt ein striktes Verbot nach der Wiedereinführung, da er nach Aufhebung des Verbots einen Anstieg an Konzentrationsschwierigkeiten bei Schülern feststellte. Mehrere Studien, darunter auch die PISA-Studie 2022, zeigen einen Einbruch der Leistungen deutscher Schüler:innen, was den Druck auf Entscheidungsträger erhöht, die digitale Nutzung an Schulen zu regeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Debatte um Handyverbote in Schulen in Deutschland weiterhin kontrovers ist. Das Streben nach einer Balance zwischen digitaler Bildung und dem Schutz der Schüler wird in den kommenden Monaten von großer Bedeutung sein. Die Einbeziehung aller Akteure, von Schulleitern über Eltern bis hin zu Schülern, erscheint als zentrale Voraussetzung für eine praktikable Lösung.