
In der heutigen medizinischen und psychologischen Forschung steht die postpartale Phase zunehmend im Fokus, insbesondere bezüglich der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die Frauen nach der Geburt betreffen kann. Laut einem Bericht von der Medical School Hamburg haben Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel und ihre Kolleginnen eine umfassende Studie zu den Behandlungs- und Beratungsvorlieben der Frauen durchgeführt. Diese Untersuchung bezieht sich auf die Daten der INVITE-Studie und analysierte 3.874 Frauen nach der Geburt, wobei sie zwischen geburtsbezogener und generalisierter PTBS differenzierten.
Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Unterschied in den Präferenzen für Behandlungsangebote. Frauen, die an geburtsbezogenen PTBS-Symptomen litten, zeigten geringere Präferenzen für psychotherapeutische Dienstleistungen im Vergleich zu Frauen ohne diese Symptome. Im Gegensatz dazu hatten Frauen mit einer allgemeinen PTBS eine höhere Bereitschaft, verschiedene Unterstützungsangebote anzunehmen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, maßgeschneiderte Behandlungsansätze zu entwickeln, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern.
Erweiterte Behandlungsempfehlungen
Zusätzlich zu diesen Erkenntnissen gibt es neue Behandlungsempfehlungen für Traumafolgestörungen, wie auf den Webseiten von BAFF beschrieben. Die aktualisierte S3-Leitlinie zur PTBS trat im Dezember 2019 in Kraft und wurde auf Basis systematischer Forschungsanalysen und Veränderungen im Traumadiskurs erstellt. Besonders hervorzuheben ist die Neuaufnahme des Kapitels zur komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (KPTBS), die seit dem 1. Januar 2022 als eigenständige Diagnose im ICD-11 anerkannt ist.
KPTBS kommt häufig bei Personen vor, die langdauernden, wiederholten traumatischen Erlebnissen ausgesetzt waren, darunter kriegerische Konflikte oder Folter. Symptome variieren und umfassen neben den klassischen PTBS-Symptomen auch Schwierigkeiten der Emotionsregulation, ein negatives Selbstbild sowie zwischenmenschliche Probleme. Im neuen Leitlinienkapitel wird die Differenzierung zur Borderline-Persönlichkeitsstörung betont, insbesondere die unterschiedliche Rolle von Ängsten und Selbstkonzepten.
Die psychiatrische Versorgung von Geflüchteten
Die Herausforderungen bei der Behandlung traumatisierter Geflüchteter sind gegenwärtig enorm. Hierzu äußert der BAFF, dass die sozialen Barrieren wie Sprachprobleme und strukturelle Diskriminierung die gesellschaftliche Teilhabe erheblich einschränken. Zudem stellt das Opferentschädigungsrecht für viele Geflüchtete eine große Hürde dar. Psychosoziale Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer werden als zentrale Anlaufstellen zur Bewältigung dieser Herausforderungen identifiziert.
Darüber hinaus beschreibt die Webseite von Medicover Hospitals die Merkmale der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (CPTSD). Diese Erkrankung unterscheidet sich von der normalen PTBS und betrifft häufig Menschen, die über längere Zeiträume traumatischen Erfahrungen ausgesetzt waren, wie Kindesmissbrauch oder zwischenmenschliche Gewalt. Häufige Symptome sind intensive Angst, Flashbacks und Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation.
Die vielfältigen Behandlungsansätze, die sich aus diesen Erkenntnissen ergeben, beinhalten eine Kombination aus Psychotherapie, medikamentöser Behandlung und ganzheitlichen Ansätzen. Die Therapieformen, die in der Behandlung empfohlen werden, variieren von traumafokussierter kognitiver Verhaltenstherapie bis hin zu EMDR und Achtsamkeitsübungen.
Zusammenfassend ergibt sich ein komplexes Bild der Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen mit PTBS und denjenigen, die an KPTBS leiden. Die Forschung und die praktische Anwendung neuer Behandlungsmethoden haben das Potenzial, diesen Frauen gezielte Unterstützung und Therapie zu bieten.