
Die bekannte Schuhkette Görtz sieht sich erneut mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Heute hat das Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Jahren Insolvenz angemeldet. Das Focus berichtet, dass das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen der Görtz Retail GmbH beim Amtsgericht Hamburg bereits eröffnet wurde. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Gideon Böhm von der Kanzlei Münzel & Böhm. In der Zwischenzeit gab es von Bolko Kissling, Geschäftsführer von Görtz, noch keine Stellungnahme.
Die Insolvenz folgt nur eineinhalb Jahre nach der letzten Pleite des Unternehmens. Damals konnte Görtz nach einem gründlichen Sanierungsprozess, der am 17. Juli 2023 offiziell beendet wurde, die Insolvenz in Eigenverwaltung überstehen. Laut Görtz Corporate hatte das Gericht die Verfahren aufgehoben und Görtz war in der Lage, wichtige Schritte zur Neuausrichtung zu unternehmen. Diese beinhalteten unter anderem den Abbau von Stellen und Filialen sowie eine Optimierung des Filialportfolios.
Die strategische Neuausrichtung
Nach dem letzten Insolvenzverfahren hat Görtz eine neue strategische Ausrichtung präsentiert. Die Übernahme durch die CK Technology GmbH soll sowohl die Modernität des Sortiments als auch den Fokus auf erfolgreiche Kernmarken fördern. Mit innovativen Konzepten plant Bolko Kissling, der neue Investor, die Logistikprozesse zu modernisieren und zu skalieren. Zudem wurde bekannt, dass 650 Arbeitsplätze in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Hamburger Zentrale, erhalten werden konnten.
Die Görtz Retail GmbH scheint sich auf die Optimierung des Eigenmarkenumsatzes und die Verbesserung des stationären Servicekonzepts zu konzentrieren. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken und es besser auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.
Der Kontext der Insolvenzforschung
Laut IWH sind Insolvenzen in der Regel ein Indikator für tiefere wirtschaftliche Probleme innerhalb von Unternehmen. Insbesondere bei großen Firmen zeigen die Daten, dass die stärksten Beschäftigungsreduktionen oft erst im Jahr vor einer Insolvenz sichtbar werden. Bei Görtz könnte dies ebenfalls ein grundsätzlicher Faktor sein, der sowohl zu den finanziellen Engpässen als auch zur Frage der langfristigen Existenz des Unternehmens beiträgt.
Die Daten der IWH-Analysen basieren hauptsächlich auf Insolvenzbekanntmachungen und Unternehmensdaten, die als verlässlich gelten, während viele kleinere Unternehmen oft nicht erfasst sind. Dieses Ungleichgewicht könnte es erschweren, den wahren Umfang der wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Einzelhandelssektor zu erfassen.
Die erneute Insolvenz von Görtz wirft somit Fragen zur Stabilität der deutschen Einzelhandelslandschaft auf und wirft einen Schatten auf die Entwicklungen, die das Unternehmen in den kommenden Monaten durchlaufen wird.