
Im Stadtteil Billwerder, im Südosten von Hamburg, entsteht derzeit das modernste Jugendgefängnis Deutschlands. Die Grundsteinlegung fand im Sommer 2023 statt, und am Donnerstag wurde das Richtfest gefeiert. Die Fertigstellung des Rohbaus steht kurz bevor, und die Eröffnung ist für 2027 geplant. Dieses neue Jugendgefängnis umfasst 13 Einheiten mit insgesamt 238 Plätzen, darunter 18 Plätze in einer sozialtherapeutischen Abteilung, 18 im offenen Vollzug und 20 für Jugendarrest. Verurteilte Heranwachsende, die dort untergebracht werden, haben Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren angetreten.
Justizsenatorin Anna Gallina betont die Bedeutung eines zeitgemäßen Jugendvollzugs. Das Konzept des Gefängnisses fokussiert sich auf Resozialisierung, eine sichere Umgebung sowie moderne Bildungs- und Ausbildungsangebote. Der Standort in Billwerder soll eine stadtnähere Resozialisierung ermöglichen und eine bessere Anbindung an die Gesellschaft bieten. Die geplanten Einrichtungen umfassen nicht nur Ausbildungsangebote, sondern auch Sport- und Freizeitflächen, um den inhaftierten Jugendlichen umfassende Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.
Nachhaltigkeit und moderne Bauweisen
Das neue Jugendgefängnis wird nach dem KfW-55-Standard errichtet, was bedeutet, dass es klima- und energieeffizient gestaltet wird. Zu den umweltfreundlichen Maßnahmen zählen begrünete Dächer, Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und ein Blockheizkraftwerk. Der Innenausbau soll beginnen, sobald die Rohbauphase abgeschlossen ist.
Die Vorgängerin von Gallina, Till Steffen, hatte die Initiative zur Verdichtung der Hamburger Gefängnisse eingeleitet. Über die geplanten Strukturen hinaus sieht das Konzept auch die Zusammenführung von Männer-, Frauen- und Jugendvollzug auf einem Areal von 22 Hektar ab 2027 vor.
Herausforderungen im Jugendvollzug
Experten äußern jedoch Skepsis angesichts der Herausforderungen, die in der neuen Jugendhaftanstalt auf die Bediensteten und die Jugendlichen zukommen werden. Viele junge Inhaftierte kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen und haben häufig mit Kriminalität und gesellschaftlicher Marginalisierung zu kämpfen. Sie gelten als aggressiver und weniger empathisch, viele besitzen keinen Schulabschluss und sprechen nur wenig Deutsch.
In diesem Kontext wird die Rolle des Personals entscheidend. Die Bediensteten müssen oft als Ansprechpartner agieren und dabei diverse Rollen übernehmen. Die Bedeutung von Bildung und einer stabilen sozialen Struktur für die Resozialisierung junger Straftäter ist unbestritten. So wird ein gesteigerter Bedarf an niedrigschwelligen Ausbildungsangeboten und zusätzlichem Personal in der Jugendhaftanstalt festgestellt.
Das Jugendstrafrecht als Grundlage
Die rechtlichen Rahmenbedingungen des neuen Gefängnisses stehen im Kontext des Jugendstrafrechts, das besagt, dass Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren in der Regel nicht die Verantwortungsreife eines Erwachsenen besitzen. Ziel ist es, eine erneute Straffälligkeit zu verhindern. Die Verfahren sind so zu gestalten, dass sie dem Alter und Entwicklungsstand der Jugendlichen Rechnung tragen, wie das Jugendgerichtsgesetz festlegt. Um den besonderen Schutzbedarf jugendlicher Tatverdächtiger zu gewährleisten, ist eine auf Jugendliche zugeschnittene Gesetzgebung erforderlich.
Dieses Gesetz ersetzt allgemeine Regelungen durch spezifische Maßnahmen, die auf Erziehung und Wiedereingliederung abzielen, sowie die Beteiligung der Jugendgerichtshilfe. Ein effektives Jugendstrafrecht betrachtet die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und Bedürfnisse von jungen Menschen in Konfliktsituationen.
Durch die geplanten Maßnahmen und Veränderungen im Jugendvollzug bietet das neue Jugendgefängnis in Hamburg eine moderne Perspektive auf Resozialisierung. Trotz der Herausforderungen bleibt die Verantwortung bei den Institutionen und dem gesamten System, um den Jugendlichen eine sinnvolle Reintegration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Eine umfassende Unterstützung und die Schaffung geeigneter Bedingungen sind entscheidend, um den Kreislauf der Kriminalität zu durchbrechen.
Für weitere Informationen zur Rehabilitierung und den rechtlichen Aspekten verweisen wir auf die Berichterstattung von Welt, das Bundesministerium der Justiz sowie die umfassenden Details im Jugendstrafrecht.