
Am 23. Januar 2025 hat der traditionsreiche Schuhhändler Görtz erneut Insolvenz beim Amtsgericht Hamburg angemeldet. Dies ist bereits die zweite Insolvenz innerhalb von nur anderthalb Jahren. Die erste Insolvenz, die im Sommer 2023 erklärt wurde, wurde zwar mit dem Versprechen einer „Neuausrichtung“ des Unternehmens beendet, dennoch blieb der Erfolg aus. Nun sehen sich die Verantwortlichen erneut mit gravierenden finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert.
Die aktuelle Insolvenz wurde von vier Gläubigern initiiert, die aufgrund ausbleibender Zahlungen Klage erhoben haben. Görtz hat über mehrere Monate hinweg keine Mieten für seine Filialen im Hamburger City-Center Bergedorf sowie im Alstertal-Einkaufszentrum in Poppenbüttel gezahlt. Diese Zahlungsunfähigkeit hat nun zur Räumung beider Filialen auf Anordnung des Landgerichts Hamburg geführt. In der Summe belaufen sich die Schulden des Unternehmens auf mehr als 700.000 Euro, was die prekäre Lage weiter verdeutlicht.
Schwierige Zukunft für Angestellte und Standorte
Das Unternehmen betreibt derzeit rund 70 Standorte in Deutschland, doch die Insolvenz bringt große Unsicherheiten für die Zukunft der Angestellten mit sich. Die Unklarheit über mögliche Entlassungen oder Standorte, die möglicherweise geschlossen werden, sorgt für Besorgnis unter den Beschäftigten, die auf eine klare Kommunikation vonseiten des Unternehmens hoffen.
Die Herausforderungen, mit denen Görtz konfrontiert ist, spiegeln allgemein die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wider. Laut den zuletzt veröffentlichten Statistiken zeigt der Markt für Unternehmensinsolvenzen einen besorgniserregenden Trend. Während verschiedene Wirtschaftszweige unterschiedlich betroffen sind, weist insbesondere der Gesundheits- und Sozialsektor eine nahezu doppelte Insolvenzgefährdung auf. Auch im Bereich Information/Kommunikation sowie im Gastgewerbe ist ein deutlicher Anstieg der Insolvenzfälle zu verzeichnen, was die fragilen wirtschaftlichen Strukturen insgesamt unterstreicht. IFM-Bonn stellt fest, dass der Verkehrssektor hohe Insolvenzgefährdung aufweist, aber in der letzten Zeit keinen signifikanten Anstieg erleben musste.
Der Fall von Görtz verdeutlicht, wie selbst alteingesessene Unternehmen es schwer haben, sich in einem sich rapide verändernden Markt zu behaupten. Nach der ersten Insolvenz hoffte das Unternehmen auf eine Stabilisierung und Erfolg durch die angekündigte Neuausrichtung. Diese Hoffnung ist nun erneut in Frage gestellt, während die finanziellen Schwierigkeiten unvermindert fortbestehen. Spiegel berichtet von der angespannten Lage im Einzelhandel, die durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verschärft wird.