
Heute, am 25. Januar 2025, erlebte die Semperoper Dresden die Premiere des Balletts „Nijinsky“, das von dem renommierten Choreografen John Neumeier inszeniert wurde. Die Veranstaltung zog zahlreiche Zuschauer an, die die Darbietung frenetisch feierten. Neumeier, der mittlerweile 85 Jahre alt ist, musste mehrmals auf die Bühne und vor den Vorhang treten, um den begeisterten Applaus entgegenzunehmen. Besonders umjubelt wurden die Solisten James Kirby Rogers, der die Rolle des Vaslav Nijinsky verkörpert, und Svetlana Gileva, die seine Frau darstellt.
Das Ballett erzählt die Geschichte von der Tanz-Ikone Vaslav Nijinsky, der von 1889 bis 1950 lebte. In der Inszenierung, die auf Neumeiers 2000 in Hamburg uraufgeführte Kreation basiert, kommt die emotionale und dramatische Tiefe von Nijinskys Leben und Karriere zur Geltung. Vertreten sind auch andere große Rollen aus Nijinskys Leben sowie die Staatskapelle Dresden, unter der Leitung von Simon Hewett, die viel Beifall für ihre musikalische Begleitung erhielt.
Thematische Aspekte
Die Handlung des Balletts setzt am 19. Januar 1919 an, dem Tag von Nijinskys letztem öffentlichen Auftritt im Suvretta Hotel in St. Moritz, wo er die Vorstellung „Hochzeit mit Gott“ präsentierte. Diese Inszenierung visualisiert seine inneren Gedanken, Erinnerungen und Wahnvorstellungen. Erinnerungen an seinen Mentor und Liebhaber, den Impresario Serge Diaghilev, sowie an seine Familie — seine Geschwister und Mutter — durchziehen die Aufführung. Nijinskys Suche nach einer neuen choreografischen Sprache und die Erlebnisse aus der Zeit der Ballets Russes sind zentrale Elemente. Dabei sind natürliche Bewegungselemente von seinen bekanntesten Arbeiten, wie „L’Après-midi d’un faune“ und „Le Sacre du printemps“, in die Choreografie eingearbeitet worden.
Neumeier stellt die Schrecken des Ersten Weltkriegs in einen aktuellen Kontext und zieht Parallelen zu den gegenwärtigen Konflikten, insbesondere dem Ukraine-Krieg. Seine persönliche Auseinandersetzung mit Nijinsky hat im Laufe der Jahre zugenommen. Die Inszenierung wirkt frisch und aktuell, obwohl sie historische Bezüge enthält.
Psychische Herausforderungen
Das Ballett eröffnet einen tiefen Einblick in die psychischen Herausforderungen, mit denen Nijinsky konfrontiert war. Nach einem erfolgreichen, aber umstrittenen Karriereende wurde er wegen seiner psychischen Probleme in eine Anstalt eingewiesen. Themen wie Macht, Missbrauch und Objektifizierung werden in der Aufführung thematisiert und bilden eine Verbindung zu den Herausforderungen, die Menschen mit psychischen Erkrankungen oft erleben.
John Neumeier bringt mit dieser Inszenierung nicht nur Nijinskys Geschichte auf die Bühne, sondern schafft auch ein Gefühl von Erneuerung und Rückblick, das sowohl das Publikum als auch die Tänzerinnen und Tänzer in ihren Bann zieht. Die Reaktionen in der Semperoper zeigen, dass das Interesse an Nijinskys Geschichte und seiner künstlerischen Vision ungebrochen bleibt.
„Nijinsky“ wird nicht nur als ein Feierwerk für diese großartige Persönlichkeit des Balletts verstanden, sondern auch als ein wichtiges kulturelles Ereignis, das die Themen des inneren Kämpfes und der Kreativität behandelt. John Neumeiers Vision und die talentierten Tänzer machen diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Für weitere Informationen über die Produktion und die künstlerischen Hintergründe lohnt sich ein Blick auf die Semperoper sowie The Dance Current, die tiefere Einblicke in die komplexe und faszinierende Welt von Vaslav Nijinsky bieten.