
Am 14. Februar 2025 hat die Universität Bielefeld bekannt gegeben, dass Professorin Dr. Charlotte Schmitt-Leonardy, eine erfahrene Strafrechtlerin, Teil einer interdisziplinären Forschungsgruppe ist, die sich mit den Ermittlungen zu dem NSU-Mord an Süleyman Taşköprü beschäftigt. Diese Gruppe wird im Auftrag der Hamburgischen Bürgerschaft tätig und untersucht die polizeilichen und justiziellen Fehler im Fall. Taşköprü, der am 27. Juni 2001 in Hamburg erschossen wurde, war eines der neun Opfer einer rassistisch motivierten Mordserie, die von der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verübt wurde. Diese Mordserie, die zwischen 2000 und 2006 stattfand, umfasst zudem acht türkischstämmige Männer sowie einen Griechen und zählt zu den schwerwiegendsten Terroranschlägen in der deutschen Geschichte, wie Wikipedia erläutert.
Die Forschungsgruppe, die Mitglieder aus Bochum, Berlin, Bielefeld und Konstanz umfasst, beschäftigt sich nicht nur mit der Aufarbeitung der Taten, sondern auch mit den organisatorischen und gesellschaftlichen Faktoren, die zu den Fehleinschätzungen der Ermittlungsbehörden führten. Es wird erwartet, dass alle verfügbaren Akten, Dokumente und Datenbestände ausgewertet werden, um ein umfassendes Bild der gescheiterten Ermittlungen zu schaffen. Dr. Schmitt-Leonardy betont die Bedeutung eines interdisziplinären Ansatzes, um die strukturellen Defizite der Vergangenheit besser zu verstehen und die Wiederholungsgefahr zu minimieren.
Fehlerhafte Ermittlungen und gesellschaftliche Kontexte
In den Jahren der Ermittlungen konzentrierten sich die Behörden stark auf das Umfeld der Opfer, während rechtsextreme Motive und Hinweise wenig Beachtung fanden. Dies führte zu einer tiefen Verwirrung in der Öffentlichkeit und zu einer Verzögerung der Aufklärung der Taten. Die Medien bezeichneten die Morde als „Dönermorde“ oder „Mordserie Bosporus“, was für viele Kritiker als unehrlich und rassistisch empfunden wurde. Diese Bezeichnungen wurden scharf kritisiert, da sie den rassistischen Hintergrund der Taten verharmlosten und somit die tatsächlichen Beweggründe hinter der Mordserie nicht angemessen reflektierten. Die Tatwaffe, eine Česká CZ 83, Kaliber 7,65 mm Browning, wurde erst 2011 in der letzten NSU-Wohnung in Zwickau sichergestellt.
Die Mordserie begann mit dem ersten Opfer, Enver Şimşek, der am 9. September 2000 in Nürnberg erschossen wurde. Die weiteren Opfer waren Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık und Halit Yozgat. Ermittlungen zu diesen Taten umfassten leider viele systemische Probleme und zeigten, dass die Behörden entweder unzureichend oder fehlerhaft auf die Hinweise reagierten.
Ein Aufarbeitsungsprozess
Nach der Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 und dem Suizid der Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wurde der Druck auf die Sicherheitsbehörden enorm. Beate Zschäpe stellte sich am 8. November 2011 der Polizei und wurde ab Mai 2013 im NSU-Prozess als mutmaßliche Mittäterin angeklagt. Der Prozess und die darauf folgenden Urteile, die 2018 fällten, führen zu einem erneuten gesellschaftlichen Diskurs über die versäumten Fahndungsansätze der Polizei sowie über die Notwendigkeit, rassistisch motivierte Straftaten ernster zu nehmen.
Allein die Aufarbeitung dieser Verbrechen und das Bemühen um Gerechtigkeit für die Opfer zeigen, wie wichtig es ist, dass derartige Taten nicht in Vergessenheit geraten. Memorialorte und Gedenktafeln wurden in verschiedenen Städten errichtet, um an die Opfer zu erinnern. Es ist eine kontinuierliche Herausforderung für die Gesellschaft, aus der Vergangenheit zu lernen und zukünftigen Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten entgegenzuwirken.
For more information, see uni-bielefeld, Wikipedia, Wikipedia.