
Grünes Methanol könnte in naher Zukunft eine zentrale Rolle in der Schifffahrt spielen. Laut einer Studie des DLR Instituts für maritime Energiesysteme im Auftrag von Greenpeace kann der Einsatz von grünem Methanol die CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus von Schiffen um bis zu 96 Prozent reduzieren. Diese vielversprechenden Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund der anstehenden Tagung des Umweltausschusses der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) in London veröffentlicht, wo wichtige Maßnahmen zur Umsetzung der beschlossenen Treibhausgasstrategie diskutiert werden.
Die IMO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit 176 Mitgliedsstaaten, plant ehrgeizige Schritte zur Erreichung einer klimaneutralen Schifffahrt bis 2050. Der internationale Seeverkehr verursacht derzeit etwa drei Prozent der globalen Treibhausgase und große Mengen gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe. Ein Umstieg auf grünes Methanol könnte nur in deutschen Gewässern jährlich 9,2 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Dies entspricht den jährlichen Emissionen einer Stadt der Größe Köln.
Technische Vorteile und Herausforderungen
Grünes Methanol hat den Vorteil, dass es im Vergleich zu Wasserstoff oder Ammoniak technisch reif und leichter zu handhaben ist. Bestehende Schiffsmotoren können problemlos umgerüstet werden. Dennoch erfordert der Betrieb mit Methanol doppelt so große Treibstofftanks, um die gleiche Strecke zurückzulegen wie mit fossilen Kraftstoffen. Derzeit sind die Kosten für den Betrieb und die Anschaffung von Elektrolyseuren für die Erzeugung von grünem Methanol jedoch noch hoch. Greenpeace fordert daher verbindliche Quoten für den Einsatz alternativer Kraftstoffe, um Investitionen anzuheizen.
Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von grünem Methanol ist das Seeschiff „Uthörn II“, das derzeit auf der Fassmer-Werft in Berne, Niedersachsen, gebaut wird. Das 35 Meter lange und 9 Meter breite Schiff soll als erstes deutsches Seeschiff mit Methanol-Antrieb in Betrieb genommen werden. Es ist für eine Besatzung von fünf Personen und vier Forschenden ausgelegt und kann bis zu fünf Tage auf See bleiben, wobei es eine Strecke von 1.200 Seemeilen zurücklegen kann. Der Bau wird mit 14,45 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Marktlage und Zukunftsperspektiven
Obwohl die Nachfrage nach grünem Methanol steigt, bleibt die Verfügbarkeit auf dem Markt begrenzt. Der Bedarf in Deutschland könnte bis zu 5,73 Millionen Tonnen pro Jahr betragen, während der Dieselbedarf derzeit bei 2,94 Millionen Tonnen liegt. Die Kosten für „Uthörn II“ sind etwa 1,5 Millionen Euro höher als die eines vergleichbaren Diesel-Schiffes, was zusätzliche Herausforderungen für die Reedereien mit sich bringt. Größere Schiffe erfordern auch eine intensive Planung für technische Anpassungen in Häfen und an Bord, um den neuen Kraftstoff sicher handhaben zu können.
Die EU verfolgt mit dem „Fit for 55“-Paket das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden und plant, die Schifffahrt in den Handel mit CO2-Zertifikaten einzubeziehen. Die „FuelEU Maritime“-Initiative verlangt ab 2030, dass mindestens sechs Prozent der Energie im Seeverkehr aus emissionsarmen Quellen stammt. Die technische Machbarkeit, Sicherheitsanforderungen und politische Unterstützung sind essentielle Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung alternativer Kraftstoffe im maritimen Sektor.
In diesem Kontext wird die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen, Reedereien und politischen Entscheidungsträgern immer wichtiger. Pilotprojekte in Norwegen, Dänemark und Deutschland verdeutlichen, dass die Transformation der Schifffahrt eine gemeinsame Anstrengung erfordert, um die nachhaltigen Ziele zu erreichen.
Die Herausforderungen sind erheblich, aber die strategische Umstellung auf grüne Technologien in der Schifffahrt bietet die Chance auf eine nachhaltige Zukunft, die nicht nur ökologisch-, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.
Für weitere Einblicke in die Entwicklung von grünem Methanol in der Schifffahrt lohnt sich ein Blick auf die detaillierten Berichte von Weser-Kurier, NDR sowie TechZeitgeist.