
Der Krankenstand in Deutschland hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, was durch aktuelle Statistiken aus den Bundesbehörden untermauert wird. Die durchschnittliche Zahl der Krankheitstage deutscher Arbeitnehmer lag im Jahr 2023 bei 15,2 Tagen, während Beschäftigte der Bundesverwaltung sogar 21 Krankheitstage pro Jahr verzeichneten. Diese Zahlen liegen über dem Bundesdurchschnitt, der laut Destatis im gleichen Jahr bei 15,1 Tagen lag. Im Vorjahr, 2022, war der Krankenstand sogar noch höher, mit 21,7 Tagen.
Besonders auffällig ist, dass es starke Variationen zwischen den einzelnen Behörden gibt. So hatte das Kulturstaatsministerium, unter der Leitung von Claudia Roth (Grüne), mit 27 Krankheitstagen pro Mitarbeiter den höchsten Krankenstand, während das Bundesverfassungsgericht mit 11,83 Tagen die niedrigsten Werte aufweist. Das Verteidigungsministerium unter Boris Pistorius verzeichnete 23,45 Krankheitstage, während der Bundestag im Durchschnitt 22,71 Tage vermelden konnte. Dies wirft Fragen zur Leistungsfähigkeit und Krankenstandsförderung der einzelnen Institutionen auf.
Gesundheitsprobleme und ihre Auswirkungen
Die Ursachen für die steigenden Fehltage sind vielfältig. Muskel- und Skelett-Erkrankungen sowie Erkrankungen der Atemwege zählen zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen. Zudem trugen die erhöhte Virenverbreitung während der Covid-19-Pandemie und die damit verbundene erhöhte Empfänglichkeit für Infektionen zu den steigenden Zahlen bei. Laut dem AOK Fehlzeiten-Report haben psychische Erkrankungen in den letzten zehn Jahren stark zugenommen, was sich auf die durchschnittliche Krankheitsdauer auswirkt: Erkrankungen aufgrund psychischer Probleme führen zu einer durchschnittlichen Ausfallzeit von 28,1 Tagen.
Ein bemerkenswerter Trend ist, dass das Jahr 2023 einen Anstieg der Krankheitstage um 4,0 Tage im Vergleich zu 2021 verzeichnete. Die Dunkelziffer könnte durch die Einführung elektronischer Krankmeldungen gestiegen sein, da diese zur vollständigen Erfassung von Krankenständen beitragen könnten, wie ebenfalls festgestellt wurde.
Politische Forderungen und gesellschaftliche Verantwortung
Angesichts dieser Entwicklungen forderte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Deutschen auf, ihr Arbeitsvolumen zu erhöhen. Er betont, dass ohne eine Erhöhung des Arbeitsvolumens das wirtschaftliche Potenzial des Landes nicht ausgeschöpft werde. In diesem Kontext schlägt Habeck vor, zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen Sozialabgaben auf Kapitalerträge zu erheben. Ziel dieser Reform ist eine effizientere und solidarischere Finanzierung des Gesundheitssystems, besonders zur Entlastung mittlerer Einkommen, wie beispielsweise Lehrern und Busfahrern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die steigenden Krankheitszahlen nicht nur die persönliche Gesundheit der Arbeitnehmer beeinflussen, sondern auch weitreichende Folgen für die öffentliche Verwaltung und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands haben. Beide Bereiche sind eng miteinander verknüpft und erfordern eine sorgfältige Betrachtung und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation.