
In Greifswald gibt es derzeit große Herausforderungen in den Kindertagesstätten, die auf einen bundesweiten Personalmangel in der frühkindlichen Bildung hinweisen. Laut der Ostsee-Zeitung wurden im Jahr 2024 Maßnahmen beschlossen, um die Bedingungen für Kinder in den Kitas zu verbessern. Ab September dieses Jahres soll der Betreuungsschlüssel in Mecklenburg-Vorpommern von 1:15 auf 1:14 gesenkt werden. Diese Veränderung gilt jedoch nur für Kinder im Altersbereich von drei bis sechs Jahren.
Der städtische Eigenbetrieb Hansekinder, der mit zehn Kitas der größte Kitaträger in Greifswald ist, hat seit September 2024 elf zusätzliche Fachkräfte eingestellt. Aktuell betreut Hansekinder 287 Krippenkinder und 778 Kindergartenkinder mit insgesamt 221 Erziehern. Trotz der neuen Fachkräfte können die Gruppen in den Kitas bis zu 30 Kinder umfassen, was auf strukturelle Einschränkungen von Räumlichkeiten und Ressourcen hinweist.
Herausforderungen im Kita-Personal
Die Bertelsmann-Stiftung beobachtet seit 2008 die Entwicklungen im Bereich der Kitas in Deutschland und stellt fest, dass die Anforderungen an die Qualität der Bildungs- und Betreuungsarbeit stark gestiegen sind. Dennoch bleibt die Personalausstattung unzureichend. Laut einem Bericht der Bertelsmann-Stiftung fehlen den Einrichtungen die notwendigen Ressourcen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Dies führt dazu, dass viele Fachkräfte sich nur auf die Grundbedürfnisse der Kinder und die Aufsichtspflicht konzentrieren müssen.
Eine aktuelle Umfrage der DKLK-Studie 2023 hat ergeben, dass über 70% der Kitaleitungen negative Auswirkungen des Personalmangels auf den gesetzlichen Auftrag der Kitas berichten. Dabei gaben fast 95% der Leitungen an, dass sich die Situation innerhalb der letzten zwölf Monate verschärft hat. Die Erzieherin.de thematisiert, dass 90% der Kitaleitungen negative Auswirkungen auf die pädagogische Qualität feststellen mussten, was zu einer Abnahme der Bildungsangebote führt.
Forderungen und Lösungsansätze
Die steigende Zahl an unbesetzten Stellen und die hohe Personalfluktuation verschärfen die Situation zusätzlich. Um einem drohenden „Kollaps“ des Systems entgegenzuwirken, sind zahlreiche Maßnahmen gefordert. Experten und Wissenschaftler empfehlen unter anderem eine Überprüfung der Aufgaben und Funktionen der Kitas. Eine grundsätzliche Neubewertung der Kernaufgaben könnte helfen, den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.
Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist entscheidend, um das Personal zu entlasten. Die DKLK-Studie zeigt zudem, dass viele Kitaleitungen Potenzial in der Nutzung von Ruhestands-Personal und der Aufstockung von Teilzeitkräften sehen. Weiterhin wird gefordert, dass die vertraglich fixierte Leitungszeit angepasst wird, um den Leitungen die Möglichkeit zu geben, in Fort- und Weiterbildung zu investieren.
Zum Thema der Bruttobezahlung von Erziehern wird festgestellt, dass die Verfügbarkeit von Anpassungen dringend notwendig ist, um neue Bewerber zu gewinnen und bestehendes Personal zu halten. Alle Anstrengungen sollten darauf abzielen, dass jeder Elternteil einen Platz für sein Kind in der Kita erhält, denn die UN-Kinderrechtskonvention fordert eine angemessene Personalausstattung in den Kitas. Der Mangel an Fachkräften könnte langfristig negative Auswirkungen auf die frühkindliche Bildung haben, wie zunehmend alarmierende Stimmen aus der Branche warnen.