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Griechenland beendet das Bargeldzeitalter – Machtkampf gegen Steuerhinterziehung!

In Griechenland nimmt die Nutzung bargeldloser Zahlungen stark zu, während sich die Regierung aktiv gegen Steuerhinterziehung einsetzt. Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft.

In Griechenland hat sich in den letzten Jahren ein tiefgreifender Wandel in der Zahlungsmoral vollzogen. Während Bargeldtransaktionen lange Zeit den Alltag bestimmten, verändert sich die Landschaft dank neuer Gesetze und der Pandemie massiv. Laut einem Bericht von dewezet sank der Bargeldumlauf in Griechenland von 21,7 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 15,7 Milliarden Euro im Jahr 2022. Ende 2024 könnte dieser Betrag sogar auf nur noch 3,8 Milliarden Euro fallen, was einen Rückgang von 82 Prozent innerhalb von fünf Jahren bedeutet. Dabei ist die Nutzung von Plastikgeld bis vor Kurzem stark eingeschränkt gewesen; viele Dienstleister akzeptierten keine Kartenzahlungen.

Ein bedeutender Anstieg bargeldloser Zahlungen ist zum Teil eine Folge der Pandemie. Während der Lockdowns goutierten viele Menschen den Online-Einkauf, was zu einem Wandel in der Zahlungsgewohnheiten führte. Ab 2024 sind Händler und Dienstleister verpflichtet, Kartenterminals bereitzustellen, die in Echtzeit mit der Steuerbehörde AADE verbunden sind. Dies geschieht, um der weit verbreiteten Steuerhinterziehung entgegenzuwirken, die seit Jahren ein zentrales Problem in Griechenland darstellt, wie auch rnd berichtet.

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung

In Griechenland geht die Regierung eine umfassende Jagd auf Steuerbetrüger an. Premierminister Mitsotakis hat am Ende seiner Wiederwahl eine aggressive Vorgehensweise gegen die Steuerflucht angekündigt. In Griechenland gibt es eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen dem deklarierten Jahreseinkommen und dem tatsächlichen Verbrauch der Bürger – deklariert wurden 80 Milliarden Euro, während der private Verbrauch bei 140 Milliarden Euro lag, was eine nicht versteuerte Differenz von 60 Milliarden Euro ergibt. Dies entspricht einem geschätzten Verlust für den Fiskus von 18 Milliarden Euro jährlich, was rund 30 Prozent der letztjährigen Steuereinnahmen ausmacht.

Die griechischen Finanzbehörden haben auch innovative Strategien eingeführt, um Steuervergehen zu bekämpfen. Ein Beispiel dafür ist die App „appodixi“, die es Bürgern ermöglicht, Kaufbelege hochzuladen und Überprüfungen durch das Finanzamt zu beantragen. Diese App ist verbunden mit dem digitalen Steuerportal des Finanzministeriums, und Bürger, die Hinweise auf Steuerhinterziehung geben, können mit Belohnungen von 100 bis 3.000 Euro rechnen. Bisher haben 250.000 Nutzer die App heruntergeladen und über 159.000 Beschwerden eingereicht, berichten die NZZ.

Gesellschaftlicher Wandel und Schattenwirtschaft

Die Schattenwirtschaft in Griechenland hat sich als ein erhebliches Hindernis für die wirtschaftliche Stabilität der Nation erwiesen. Schätzungen variieren, aber der IWF hat ihren Anteil am BIP auf 16 Prozent beziffert, während die griechische Zentralbank von 21 Prozent und das CEPR sogar von 36 Prozent spricht. Die Selbständigen stellen einen besonderen Fokus dar, da etwa 35 Prozent der Erwerbstätigen in Griechenland selbständig sind – ein Anteil, der dreimal so hoch ist wie in Deutschland. Zwei von drei Steuerzahlern in Griechenland deklarieren ein Einkommen von unter 10.000 Euro jährlich.

Der jüngste Fall einer Hochzeit auf der Ägäis-Insel Patmos hat gezeigt, wie tief die Steuerhinterziehung verwurzelt ist. Eine luxuriöse Hochzeitsfeier führte zu einer Untersuchung der beteiligten Dienstleister durch die AADE. Anhand von sozialen Medien wurden Unregelmäßigkeiten bei den an der Veranstaltung beteiligten Personen festgestellt, woraus sich ergab, dass viele keine Quittungen ausstellten oder überhaupt beim Finanzamt angemeldet waren. Dies ist nur ein Beispiel für die weitverbreitete Praxis der Steuervermeidung.

Insgesamt steht Griechenland vor der Herausforderung, eine ehrliche und transparente Steuerkultur zu etablieren, während gleichzeitig die technologische Infrastruktur zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung verbessert wird. Die baldige Verpflichtung zur Nutzung bargeldloser Zahlungsmethoden könnte den entscheidenden Schritt zur Bekämpfung der Schattenwirtschaft darstellen.

Referenz 1
www.dewezet.de
Referenz 2
www.rnd.de
Referenz 3
www.nzz.ch
Quellen gesamt
Web: 14Social: 7Foren: 28