
Am 27. Januar 2025 gedenkt die Stadt Görlitz der Opfer des Nationalsozialismus, anlässlich des Gedenktages, der seit 1996 in Deutschland gesetzlich verankert ist. Der Gedenktag erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945. Seitdem ist dieser Tag ein wichtiges Datum für die Erinnerungsarbeit in Deutschland und wurde 2005 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. Im Jahr 2022 wurde dieser Gedenktag auch in das evangelische Kirchenjahr aufgenommen, was seine Bedeutung unterstreicht.
Die Veranstaltungen in Görlitz beginnen um 15 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal auf dem Wilhelmsplatz. Der Oberbürgermeister Octavian Ursu und Renate Aris, eine der letzten Holocaustüberlebenden in Sachsen, halten die Gedenkansprache. Aris wurde für ihr Engagement mit dem sächsischen Verdienstorden ausgezeichnet.
Vielfältige Gedenken in Görlitz
Im Anschluss an die Gedenkansprache wird um 16:30 Uhr die Ausstellung „Porträts von Holocaustüberlebenden“ im Kulturforum Görlitzer Synagoge eröffnet. Diese besondere Ausstellung zeigt Porträtzeichnungen von Helene Isolde Rossner, die zwischen 2016 und 2019 in Israel entstanden sind. Der Eintritt zur Eröffnung ist kostenfrei und die Ausstellung wird bis Ende März freitags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein, zu regulären Eintrittspreisen.
Ein weiteres Highlight des Gedenktages findet um 18:30 Uhr im Filmpalast Görlitz statt, wo der Dokumentarfilm „Wir sind Juden aus Breslau“ gezeigt wird. Die Macher des Films, Karin Kaper und Dirk Szuszies, werden ebenfalls anwesend sein. Der Eintritt für die Filmvorführung beträgt 10 Euro. Am 28. Januar wird eine spezielle Vorführung für Schulklassen aus Görlitz und Löbau organisiert, für die sich fast 500 Schüler angemeldet haben.
Historische Verantwortung und aktuelle Relevanz
Der Gedenktag soll nicht nur an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern, sondern auch dazu anregen, gegenwärtige Tendenzen von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit zu thematisieren. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble weist in diesem Zusammenhang auf die Verantwortung hin, über Auschwitz zu sprechen und die Menschenwürde zu achten. Auch die Ansprachen von staatlichen Repräsentanten sowie die Beiträge von Zeitzeugen und Angehörigen sind zentrale Bestandteile der Gedenkfeiern.
Die Veranstaltungen finden nicht nur in Görlitz, sondern in ganz Deutschland statt, um die Erinnerung an alle Opfer zu bewahren: Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Slawen, Zwangsarbeiter, Homosexuelle, politische Gefangene sowie Kranke und Behinderte. Die Relevanz des Gedenktages ist auch international anerkannt und zielt darauf, die Erinnerung an die Gräueltaten wach zu halten.
In Görlitz wird mit den geplanten Gedenkveranstaltungen der tragischen Vergangenheit gedacht und das Bewusstsein für die Bedeutung des historischen Gedächtnisses geschärft. In diesem Sinne ist das Gedenken in Görlitz und darüber hinaus nicht nur eine Mahnung, sondern auch ein Akt der Hoffnung auf eine pluralistische und respektvolle Gesellschaft.