
Am 19. März 2025 erfuhr die Fakultät für Physik und Astronomie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eine bedeutende Anerkennung. Ein Team aus Dozierenden, Mitarbeitenden und Studierenden wurde mit dem Gleichstellungspreis der Universität ausgezeichnet. Die Verleihung findet am 12. Mai 2025 beim Stiftungsfest statt und würdigt das herausragende Engagement für Chancengleichheit in der Wissenschaft. Die Taskforce Gleichstellung der Physik, die sich 2024 gegründet hat, hat sich in dieser Hinsicht besonders hervorgetan.
Die Taskforce bündelt bestehende Gleichstellungsmaßnahmen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Projekte zur Stärkung von FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) im Fachbereich zu entwickeln. Zu den zentralen Mitgliedern zählen Romana Ganser, Helena Hollstein, Professorin Adriana Pálffy-Buß, Katharina Klug und Alina Markova. Ihre Initiativen reichen von einem FLINTA*-Grillen und dem Professorinnen-Frühstück „Triff dein Vorbild“ bis hin zu einer Vortragsreihe und der Ausstellung „Rethinking Physics“, die Physikerinnen weltweit porträtiert.
Erfolgreiche Projekte und Initiativen
Darüber hinaus hat die Physik-Sommerschule für Schülerinnen und Schüler einen besonderen Fokus auf junge Frauen gelegt; 2024 betrug der Anteil der Teilnehmerinnen über 57 Prozent. Die Taskforce hat auch im Studienalltag Verbesserungen angestoßen, wie etwa die Ausstattung der Frauen-Toiletten mit Hygieneartikeln und die Planung einer FLINTA*-Posterausstellung. Diese vielfältigen Maßnahmen zeigen bereits erste Erfolge, manifestiert durch positive Rückmeldungen von Studierenden und eine Nominierung durch die Fachschaft Physik.
Der Gleichstellungspreis ist ein Teil eines größeren Trends in der deutschen Wissenschaftslandschaft. Zwar sind Frauen gut ausgebildet und stellen 46 Prozent der Doktorandinnen, jedoch schwindet ihr Anteil mit fortschreitender akademischer Laufbahn (28 Prozent der Professuren sind von Frauen besetzt) – ein Phänomen, das als *Leaky Pipeline* bezeichnet wird. Der Bedarf an Maßnahmen zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft wird von verschiedenen Institutionen immer lauter artikuliert.
Der Stand der Gleichstellung in Deutschland
Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist es ein zentraler Bestandteil der Wissenschaftsstrategie, der *Leaky Pipeline* entgegenzuwirken. Initiativen wie das Professorinnenprogramm und der Pakt für Forschung und Innovation verpflichten Akteure zur Umsetzung von Maßnahmen, die den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen sollen. Trotz dieser Bemühungen lag der Frauenanteil in der industriellen Forschung in Deutschland 2019 bei gerade einmal 14,8 Prozent, wobei die Automobilbranche besonders von einer männlich dominierten Unternehmenskultur geprägt ist.
Gleichzeitig erfährt die Pharmaindustrie eine positive Entwicklung, in der Frauen mittlerweile 41 Prozent der Vollzeitbeschäftigten ausmachen und jede dritte Führungskraft weiblich ist. Um die visuelle Präsenz von Frauen in der Wissenschaft zu stärken, wurde auch das Programm *MissionMINT* ins Leben gerufen. Diese Programme und Initiativen sind essenziell, um Gleichstellung nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in der Wissenschaft zu verankern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Auszeichnung der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Würzburg ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu mehr Gleichstellung in der Wissenschaft ist. Durch die engagierte Zusammenarbeit in der Taskforce Gleichstellung und das wachsende Bewusstsein für die Vielfalt in der Forschung könnte dies der Beginn einer nachhaltigen Veränderung sein.
Für weitere Informationen zu den Themen Gleichstellung und Vielfalt in der Wissenschaft verweisen wir auf die Angebote des BMBF sowie Initiativen auf der Webseite von academics.de.
Weitere Details zur Auszeichnung der Universität Würzburg finden Sie unter uni-wuerzburg.de.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Diskurs über Gleichstellung in Deutschland noch lange nicht abgeschlossen ist und sowohl durch Anstrengungen in der Forschung als auch in der Lehre entscheidend vorangetrieben werden muss, um echte Gleichstellung zu erreichen.
Quellen: uni-wuerzburg.de, academics.de, bmbf.de