
In Italien kam es zu heftigen Protesten in mehreren Städten, die durch den Tod eines 19-jährigen Ägypters, Ramy Elgaml, ausgelöst wurden. Der junge Mann starb am 24. November in Milano, nachdem er mit einem Motorrad während einer Polizeiverfolgung einen Verkehrsunfall verursacht hatte. Berichten zufolge fuhren Elgaml und ein 22-jähriger tunesischer Begleiter an einer Polizeikontrolle vorbei, was zu der fatalen Verfolgung auf der Ripamonti-Straße führte. Der Unfall endete tragisch, als Elgaml starb und sein Begleiter verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Umstände seines Todes ließen in der Migrantengemeinde Fragen aufkommen, insbesondere über den Umgang der Polizei in solchen Situationen.
Am 12. Januar 2025 fanden in Städten wie Rom, Brescia, Bologna und Mailand unangemeldete Demonstrationen statt, bei denen über 250 Menschen auf die Straße gingen. Die Protestanten forderten Gerechtigkeit und trugen Slogans wie „Rache. Polizist schoss ins Gesicht.“ Während der Proteste wurden mindestens acht Polizeibeamte verletzt, als Demonstranten mit Papierbomben, Feuerwerkskörpern und Molotow-Cocktails die Polizei angriffen. Die linke Partei „Rifondazione Comunista“ kritisierte das brutale Vorgehen der Polizei. Premierministerin Giorgia Meloni wiederum bezeichnete die Situation als „Unordnung und Chaos durch die üblichen Unruhestifter“.
Gewalt und Zerstörung in Bologna
Die Ausschreitungen in Bologna erreichten einen Höhepunkt, als eine jüdische Synagoge gestürmt und verwüstet wurde. Mülltonnen wurden angezündet, und es kam zu weiteren gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen Schaufenster beschädigt und Steine gegen Polizei und Feuerwehr geworfen wurden. Der Bürgermeister von Bologna, Matteo Lepore, sprach seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinde aus und verurteilte die Gewalt.
In Corvetto, einem Stadtteil von Mailand mit hoher Migrantendichte, blieb die Situation angespannt. Während die Proteste zunächst als kleine Unruhen im Stadtgebiet betrachtet wurden, eskalierten die Demonstrationen und führten zu massiven Polizeieinsätzen. Trotz der vorübergehenden Beruhigung der Lage in den Stunden nach den ersten Ausschreitungen blieben die Spannungen hoch. Berichten zufolge hatten die Sicherheitskräfte Tränengas eingesetzt, um die Menge zu dispergieren, während ein 21-jähriger Mann aus Montenegro während der Unruhen festgenommen wurde.
Polizei und Umgang mit Gewalt
Der Vorfall wirft zudem ein Licht auf die jüngsten Statistiken über Todesfälle in Polizeigewahrsam in Europa. Zwischen 2020 und 2022 starben mindestens 488 Menschen in 13 EU-Ländern infolge von Polizeieinsätzen. In vielen Fällen wurden die Todesursachen nicht ausreichend untersucht, was zu Forderungen nach mehr Transparenz und Verantwortlichkeit führt. Der Fall von Ramy Elgaml reiht sich in eine Liste von Tragödien ein, die die Diskussion über Polizeigewalt und die Behandlung von Minderheiten in den Vordergrund rückt.
In Frankreich gab es zwischen 2020 und 2022 die meisten Todesfälle bei Polizeieinsätzen, gefolgt von Irland und Deutschland. Deutschland hat in den letzten Jahren immer wieder mit Vorwürfen von Polizeigewalt und unzureichenden Ermittlungen auf sich aufmerksam gemacht. Die Frage der Verantwortlichkeit für das Handeln der Polizei, insbesondere in Bezug auf Migranten, bleibt ein zentrales Anliegen der öffentlichen Diskussion.
Die Proteste in Italien sind ein eindringlicher Appell an die Regierung, den Umgang mit polizeilicher Gewalt zu überdenken und die Rechte von Migranten zu schützen. Durch die Eskalation der Situation wird auch deutlich, wie sehr das Vertrauen in die staatlichen Behörden erschüttert ist. Die Ereignisse in Italien sind somit nicht nur ein Lokalereignis, sondern haben Potenzial, weitreichende gesellschaftliche Debatten anzustoßen.
Für weiterführende Informationen zu den Protesten in Italien lesen Sie mehr bei Unser Mitteleuropa, Anadolu Agency und LabourNet.