
Die Diskussion über Corona und die damit verbundenen Maßnahmen hat in Deutschland nicht nur die Gesundheitspolitik geprägt, sondern auch die Gesellschaft nachhaltig gespalten. Eine repräsentative Umfrage des ARD-DeutschlandTrends zeigt, dass fast jeder zweite Deutsche (46 Prozent) ernsthafte Meinungsdifferenzen aufgrund von Corona hatte. Im Gegensatz dazu gaben 53 Prozent der Befragten an, keine solchen Meinungsverschiedenheiten zu erleben. Besonders ausgeprägt sind diese Differenzen zwischen den Generationen, insbesondere hinsichtlich der Impfpflicht und der Corona-Maßnahmen, wie Tagesschau berichtet.
Laura, eine Intensivpflegerin, ist ein Beispiel für die Spannungen, die durch die Covid-Pandemie entstanden sind. Anfänglich ungeimpft, hielt sie sich an sämtliche Hygiene- und Kontaktregeln und sah sich trotzdem einem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt, der durch ihre Impfentscheidung verstärkt wurde. Ihre Erfahrungen spiegeln einen Trend wider, der zeigt, dass 25 Prozent der Befragten, welche Meinungsverschiedenheiten in ihrem Umfeld erleben, Kontaktabbrüche aufgrund der Impfdebatte (52 Prozent) und der Corona-Einschränkungen (32 Prozent) erlebt haben.
Generationenspezifische Meinungsdifferenzen
Die Umfrage zeigt, dass die Wahrnehmung der Corona-Maßnahmen stark zwischen verschiedenen Altersgruppen variiert. Im Oktober 2020 empfanden 17 Prozent der 18- bis 34-Jährigen die Maßnahmen als „zu weitgehend“, im Gegensatz zu nur 6 Prozent der über 65-Jährigen. Diese Lücke wuchs im Februar 2022 auf bis zu 30 Prozentpunkte. Eine ähnliche Diskrepanz ist auch bei den politischen Lagern sichtbar: Der Unterschied in der Wahrnehmung zwischen Anhängern verschiedener Parteien wuchs im Mai 2020 um 32 Prozentpunkte und im August 2020 bereits auf 43 Prozentpunkte. Im Februar 2021 betrug der Unterschied zwischen den Anhängern von AfD und Grünen 72 Prozentpunkte.
Laura hat sich mittlerweile impfen lassen, bereut jedoch, diese Entscheidung unter dem Druck ihres Umfeldes getroffen zu haben. Ihre Erfahrungen sind nicht einzigartig: 58 Prozent der unter 35-Jährigen berichteten von ernsthaften Meinungsverschiedenheiten. Im Vergleich dazu waren es nur 33 Prozent der über 65-Jährigen. Gleichzeitig gaben 57 Prozent der AfD-Anhänger an, solche Differenzen gehabt zu haben, im Gegensatz zu 36 Prozent der SPD-Anhänger.
Gesellschaftliche Spaltung und Impfpflicht
Die Gesellschaft in Deutschland zeigt eine klare Teilung in der Wahrnehmung von Impfungen gegen das Coronavirus. Während die Mehrheit der Deutschen an die Notwendigkeit und den Nutzen von Impfungen glaubt, sieht eine erhebliche Minderheit diese als zu riskant an. Dies wurde auch von den Experten der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg aufgegriffen, die eine mögliche Radikalisierung der Impfgegner:innen bei einer Einführung einer Impfpflicht befürchten. Viele Menschen äußern Bedenken aufgrund unzureichend getesteter Impfstoffe und möglicher gesundheitlicher Risiken, was noch deutlicher wird, da eine allgemeine Impfpflicht als Eingriff in das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gewertet wird. Zudem gibt es in Deutschland kein zentrales Impfregister, was die Kontrolle einer solchen Pflicht kompliziert macht, wie lbb-bw.de feststellt.
Die Debatte über gesellschaftliche Spaltung wird auch durch langfristige Faktoren wie Einkommens- und Vermögensunterschiede sowie die aktuellen Herausforderungen durch steigende Energiepreise angeheizt. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass fast 50 Prozent der Deutschen eine Spaltung der Gesellschaft in vielen Themen befürchten, während nur 17 Prozent von einem breiten Konsens sprechen. Solche Einsichten spiegeln nicht nur die gegenwärtige Diskussion über die Pandemie wider, sondern auch frühere gesellschaftliche Streitthemen wie Zuwanderung und die Bankenkrise, wie IW Köln berichtet.