
Das Franziskuswerk Schönbrunn hat am 21. Januar 2025 an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert, insbesondere an die systematische Deportation von Menschen mit geistiger Behinderung, die im Januar 1940 ihren Anfang nahm. So berichteten die Veranstalter, dass am 18. Januar 1940 die nationalsozialistische Krankenmordaktion T4 startete, während der 546 Kinder, Frauen und Männer aus Schönbrunn deportiert wurden. Seit diesem Zeitpunkt findet jährlich eine Gedenkveranstaltung statt, um der Opfer zu gedenken und die gesellschaftlichen Verhältnisse zu thematisieren.
In diesem Jahr gestalteten Schüler der Akademie das Programm, das sich mit dem Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen auseinandersetzte. Begleitend dazu wurde eine Fotoausstellung im W5-Bürgerhaus eröffnet, die den Titel „Trotzdem Ja zum Leben sagen“ trägt. Die Porträts, die die Lebensfreude der aktuellen Bewohner Schönbrunns zeigen, wurden von der Fotografin und Heilpädagogin Anja Kustermann aufgenommen.
Wichtigkeit der Erinnerung
Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks, warnte eindringlich vor dem Erstarken menschenverachtender Ideologien. Er betonte die Gefahren einer Weltanschauung, die eine Aufteilung in „nützliches“ und „unnützes“ Leben vornimmt. Holl plädierte dafür, der Erinnerung an die Opfer des NS-Regimes einen positiven, hoffnungsvollen Kontrapunkt entgegenzusetzen. Dabei sei es wichtig, dass jede Person als gleichberechtigter Bürger anerkannt werde, wie es eine Kursteilnehmerin während der Veranstaltung hervorhob.
Ursprünglich wurden Menschen mit Beeinträchtigungen im Rahmen der nationalsozialistischen Ideologie als „lebensunwert“ betrachtet und als „nutzlose Esser“ eingestuft. Diese Denke basierte auf der Überzeugung des Sozialdarwinismus, in dem Menschen in „gutes“ und „schlechtes Erbmaterial“ eingeteilt wurden. Die Tötungen wurden heimlich geplant und umgesetzt, um öffentliche Empörung zu vermeiden. Zahlreiche Menschen waren an diesen Verbrechen beteiligt oder schwiegen darüber, was die gesellschaftlichen Herausforderungen der Erinnerung an die NS-Zeit verdeutlicht.
Erinnerungskultur als gesellschaftliche Aufgabe
Die Bedeutung einer geehrten Erinnerungskultur wird heute als zentral erachtet, um zukünftige Wiederholungen solcher Verbrechen zu verhindern. Es liegt in der Verantwortung der Gesellschaft, historische Orte und Gedenkstätten zu erhalten, um das Verständnis für die Vergangenheit zu fördern. Die Zunahme gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, die nach wie vor ein drängendes Problem darstellt, erfordert eine klare Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Lehren, die daraus gezogen werden müssen.
Die aktuelle Gedenkveranstaltung in Schönbrunn stellt somit nicht nur ein Zeichen des Gedenkens dar, sondern ist auch ein Appell an alle, wachsam zu bleiben und für Menschenwürde sowie Menschenrechte einzutreten. „Alles kann einem Menschen genommen werden, bis auf eines: die letzte menschliche Freiheit – die Möglichkeit, in jeder gegebenen Situation seine Haltung zu wählen“, zitiert Holl den Psychiater Viktor Frankl. Auf diese Weise wird die Verantwortung für eine menschliche und gerechte Gesellschaft betont.
Die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus bleibt eine Herausforderung in Deutschland. Trotz der Fortschritte in der Erinnerungskultur und der Aufklärung über Menschenrechte bleibt das Ziel, die Vergangenheit für zukünftige Generationen lebendig zu halten. Der Austausch und die Diskussion über Verfolgte und deren Schicksale sind dafür unerlässlich.
Für weitere Informationen über die Verbrechen des NS-Regimes und die nationalsozialistischen Morde an kranken und beeinträchtigten Menschen können die Artikel auf bpb.de und die Ausführungen zur Erinnerungskultur auf bpb.de konsultiert werden.
Weitere Details zur Gedenkveranstaltung können Sie unter merkure.de finden.