
Vor fünf Jahren, am 22. März 2020, wurde in Deutschland der erste Corona-Lockdown verhängt. Diese Maßnahme begann als vorübergehende Lösung von zwei Wochen und mündete in langanhaltende Kontaktbeschränkungen sowie geschlossene Schulen und Kitas. Der Lockdown veränderte das gesellschaftliche Leben drastisch und prägte die politische Landschaft nachhaltig. Eine Studie der Universität Oldenburg und des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe beleuchtet den Wandel des politischen Vertrauens in Deutschland während der Pandemie.
Die Ergebnisse zeigen, dass im ersten Pandemiejahr das Vertrauen in politische Institutionen anstieg. Dies wird oft als „rally-around-the-flag-Effekt“ bezeichnet, wo sich die Bevölkerung in Krisenzeiten hinter ihren Institutionen versammelt. Das Vertrauen wuchs von 2,37 auf 2,55 auf einer Skala von 1 bis 4. Besonders zu Beginn der Pandemie erhielten die Bundesregierung und der Bundestag einen Vertrauensbonus, welches in den folgenden Jahren jedoch wieder abnahm.
Abnehmendes Vertrauen in die Institutionen
Im zweiten Pandemiejahr sank das Vertrauen in die Bundesregierung und den Bundestag merklich. Parallel dazu verlor auch die Polizei, die während der Pandemie eine zentrale Rolle spielte, nachhaltig an Vertrauen. Dieser Rückgang des Vertrauens erreichte im zweiten Pandemiejahr nicht mehr das Niveau vor der Krise.
Zusätzlich zeigten die Daten, dass das Vertrauen in verschiedene Medienarten, insbesondere in soziale Medien, im zweiten Jahr der Pandemie abnahm. Dennoch stieg das durchschnittliche Medienvertrauen im Jahr 2023 wieder an, obwohl Printmedien ihr Vorkrisenniveau nicht zurückerreichten.
Einfluss von Krisen auf das Medienvertrauen
Eine Analyse von der Bundeszentrale für politische Bildung weist darauf hin, dass die gesellschaftliche Lage in Deutschland seit Jahren von Krisen geprägt ist. Die Finanzkrise, gefolgt von der Eurokrise und der Flüchtlingskrise, hat das Vertrauen in die Medien belastet. Auch die Corona-Pandemie ab Februar 2020 verstärkte diese Erschütterungen in der Gesellschaft.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der im Februar 2022 begann, und die daraus resultierende Energiekrise trugen zur anhaltenden Unsicherheit bei. In dieser turbulenten Zeit verlagert sich das Informationsbedürfnis der Bevölkerung, wobei Medien eine zentrale Rolle spielen. Dabei wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk oft als vertrauenswürdig angesehen, hat jedoch durch aktuelle Diskussionen und Skandale, wie die um den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) und den Norddeutschen Rundfunk (NDR), ebenfalls an Ansehen verloren.
- Im Jahr 2022 gaben 49% der Befragten an, den Medien in wichtigen Angelegenheiten zu vertrauen.
- Das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk lag 2022 bei 62%, im Vergleich zu 70% im Jahr 2020.
- Private Fernsehsender wurden von 17-29% der Befragten als vertrauenswürdig eingeschätzt.
- 40% der Befragten bewerten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als zu bürokratisch.
- 72% halten die Informationsangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für wichtig.
Das Vertrauen in die Medien und politische Institutionen ist besonders relevant für die Informationsvermittlung und Entscheidungsfindung der Bürger. Eine Untersuchung des Vertrauens in die Politik während der Pandemie legte weiter dar, dass die Mehrheit der Bevölkerung ihrem politischen System zunächst positiv gegenüberstand, jedoch Zweifel aufkamen, als sich die Pandemie verlängerte. Ein Artikel analysierte das Vertrauen der Bevölkerung in Entscheidungsträger während dieser Zeit und hebt wichtige Punkte zur Entwicklung des Politikvertrauens hervor.
Insgesamt zeigt die Entwicklung des Vertrauens in politische Institutionen und Medien, dass Krisen nicht nur die gesellschaftliche Stabilität beeinflussen, sondern auch langfristige Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Bürgern und ihren gewählten Vertretern sowie Informationsanbietern haben.