
In Deutschland bleibt die Benennung von Straßen und öffentlichen Plätzen nach Frauen ein ungelöstes Problem. Obwohl in den letzten Jahren Bemühungen unternommen wurden, ist die Unterrepräsentation von Frauen in diesen Bereichen nach wie vor erheblich. Laut einem Bericht der Passauer Neuen Presse sind in Städten wie Augsburg, Würzburg, Nürnberg und Passau weniger als 5% der Straßen nach Frauen benannt, während München einen etwas besseren Wert von 6% erreicht hat. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit einer grundlegenden Umgestaltung der Stadtbenennungen.
Die Situation in Nürnberg wurde 2018 durch den Gleichstellungsaktionsplan adressiert, der eine klare Zielsetzung für die künftige Straßenbenennung festlegte. Seitdem hat die Stadt 68 neue Straßennamen vergeben, davon 28 nach Frauen. Obgleich dies einen Fortschritt darstellt, bleibt das Verhältnis zu den 22 nach Männern benannten Straßen weiterhin unausgewogen. Insgesamt existieren in Nürnberg 3.249 Straßen, Plätze, Brücken und Grünanlagen, von denen lediglich 125 Frauen gewidmet sind. Ähnliche Muster finden sich auch in Augsburg, wo von 1.958 Straßen nur 87 nach Frauen benannt sind.
Städtische Initiativen zur Verbesserung
In Augsburg gibt es zwar eine Empfehlung des Deutschen Städtetages zur Berücksichtigung von Frauen bei der Straßenbenennung, jedoch fehlt es an einer spezifischen Verordnung, die die Umsetzung sichert. Würzburg plant, mit einer überarbeiteten Richtlinie das Ungleichgewicht zu adressieren. Insbesondere sollen in Neubaugebieten verstärkt weibliche Namen verwendet werden. In Zahlen ausgedrückt: Von 1.231 Straßen in Würzburg sind bisher 44 nach Frauen benannt, 399 nach Männern und 22 nach Familien oder Geschwistern. Die Stadt zeigt sich zwar bemüht, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück.
Ein richtungsweisender Schritt wurde zudem in Passau unternommen. Dort hat die Stadtverwaltung beschlossen, künftig Straßen nicht mehr nach Persönlichkeiten, sondern nach Flurnamen und lokalen Besonderheiten zu benennen. Solche Ansätze könnten eine gendergerechte Stadtentwicklung vorantreiben, was auch ein Ziel der gendersensiblen Stadtplanung ist, wie auch berichtet wurde.
Die Bedeutung der Mobilität
Mobilität spielt in der Diskussion um gendergerechte Stadtplanung eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass sich die Wege von Männern und Frauen unterscheiden: Frauen legen zwar mehr, aber kürzere Strecken zurück und bewegen sich häufiger zu Fuß. Diese Unterschiede müssen in der Stadtplanung berücksichtigt werden, insbesondere, da Frauen täglich 52,4% mehr Zeit mit unbezahlter Sorgearbeit verbringen als Männer. Betroffene benötigen eine Infrastruktur, die deren Mobilitätsanforderungen gerecht wird.
Stephanie Bock, Leiterin des Teams „Stadt und Raum“ am Deutschen Institut für Urbanistik, hebt die Notwendigkeit hervor, die städtische Infrastruktur entsprechend anzupassen. Dazu gehören unter anderem schmalere Fahrbahnen, weniger Parkplätze und sichere Fahrradwege. Solche kleinen Eingriffe können große Wirkungen erzielen. Zum Beispiel erfordert die optimale Gestaltung von Gehwegen und Übergängen auch schnelles Handeln bei Reparaturen, um die Sicherheit zu erhöhen.
Zusammenfassend zeigt sich, dass es zahlreiche Herausforderungen und unzureichende Fortschritte bei der Benennung von Straßen nach Frauen gibt. Dennoch sind die städtischen Initiativen und die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Ansprüche in der Infrastrukturplanung entscheidende Schritte in Richtung einer gerechteren und inklusiveren Stadtentwicklung. Weitere Maßnahmen könnten dabei helfen, die Sichtbarkeit von Frauen in der Stadt erheblich zu steigern und damit ein Zeichen für Gleichstellung zu setzen.