
Am 17. Februar 2025 beginnt im Frankfurter Landgericht der Prozess gegen drei mutmaßliche Mitglieder eines kriminellen Clans aus Berlin. Die Angeklagten, eine Frau und ihre beiden Brüder, stehen unter dem Verdacht des erpresserischen Menschenraubs. Ein zentraler Punkt der Anklage ist ein Vorfall, der sich am 30. September 2023 in Frankfurt ereignete, als die Brüder den Ehemann der Angeklagten überfallen und fesselten. Das Opfer, das mit der Frau in Trennung lebte, wurde in ihrer gemeinsamen Wohnung mit Waterboarding gefoltert. Dabei wurde viermal Wasser über ein Tuch auf Mund und Nase gegossen, eine Folter, die immerhin zwei Stunden andauerte und Todesangst beim Mann hervorrief. Um einer Zwangslage zu entkommen, überwies er schließlich 10.000 Euro an die Angeklagten, um einen Zugewinnausgleich von 45.000 Euro zu erzwingen.
Die Hintergründe der Clan-Kriminalität sind vielschichtig und reichen in Deutschland bis in die 1980er Jahre zurück. Besonders in den großen Städten wie Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen hat sich dieses Phänomen etabliert. Korrespondierend dazu berichtet DW, dass kriminelle Clans oft mit schwereren Verbrechen wie Drogenhandel, Schutzgelderpressung und illegalem Glücksspiel assoziiert werden. Trotz der bedrohlichen Situationen, die aus diesen kriminellen Strukturen entspringen, zeigt die Forschung, dass kein homogene Gruppe von Clanmitgliedern existiert. Die Realität ist komplex, was auch der Wissenschaftler Mahmoud Jaraba von der Universität Erlangen-Nürnberg bestätigt.
Strukturen und Herausforderungen
Jaraba kritisiert den Begriff „Clan“ als irreführend und weist darauf hin, dass ethnische Klumpenbildung nicht die einzige Realität der Clan-Kriminalität darstellt. Besonders die Rolle von Familienstrukturen spielt eine entscheidende Rolle, hierbei sind insbesondere große Familien und Clan-Mitglieder aus verschiedenen ethnischen Hintergründen beteiligt. Laut Wikipedia ist Clan-Kriminalität eine Form der organisierten Kriminalität, die sich oft als parallel zur Gesellschaft verstehend aufstellt. Der Begriff wird in den Medien häufig verwendet, doch Wissenschaftler warnen vor einer Stigmatisierung und rechtlichen Problemen, die durch pauschalisierende Ansätze entstehen können.
Die Polizei hat verschiedene Strategien zur Bekämpfung der Clan-Kriminalität entwickelt, die unter anderem regelmäßige Kontrollen und Razzien beinhalten. Besonders Orte wie Shisha-Bars und Friseursalons haben oft das Augenmerk der Einsatzkräfte auf sich gezogen, was die Polizei als „Politik der 1.000 Nadelstiche“ bezeichnet. Trotz der offensichtlichen Bedrohungen von Clanmitgliedern zeigt eine Analyse, dass der Anteil dieser Gruppierungen an den gesamten Kriminalitätsstatistiken relativ gering ist, in Berlin beispielsweise nur 0,2%.
Die Herausforderung besteht darin, effektiv gegen die Clan-Kriminalität vorzugehen, während gleichzeitig potenzielle rechtsstaatliche Prinzipien gewahrt bleiben. Das Bundeskriminalamt hat den Kampf gegen kriminelle Clanstrukturen in seinen Berichten verankert, aber der gesellschaftliche Diskurs um das Thema bleibt angespannt. Wie Jaraba feststellt, wünschen sich viele Angehörige der betroffenen Gemeinschaften ein Ende der Kriminalität, jedoch erfordert der Kampf gegen Clan-Kriminalität multidimensionale Ansätze und umfassendes Verständnis.