
Franziska Diethelm hat in der Musikkapelle Aitrach eine bedeutende Rolle übernommen. Seit 2023 ist sie die erste weibliche Dirigentin des Musikvereins Aitrach e.V., eine historisch bemerkenswerte Leistung, die in über 200 Jahren Vereinsgeschichte beispiellos bleibt. Im Jahr 2022 waren von insgesamt 130 Orchestern in Deutschland nur zwölf Frauen als Dirigentinnen tätig, was die Relevanz von Diethelms Position unterstreicht. Mit gerade einmal 24 Jahren zeigt sie ein bemerkenswertes Engagement und Talent in ihrem Beruf.
Žudieder die Musikkapelle und die Zusammenarbeit unter den Musikanten ist die Stimmung unter Diethelm ausgezeichnet. Ihre Ausbildung und Erfahrungen kommen der Kapelle zugute: Sie spielt Querflöte, Saxophon und Tenorhorn. Zudem leitet sie die Jugendarbeit in ihrem Heimatdorf Heggelbach bei Leutkirch, was auf ihr Engagement für die musikalische Ausbildung und Nachwuchsarbeit hinweist. Ehrenvorstand Wolfgang Depfenhart äußerte sich positiv über Diethelms Wahl, was den guten Eindruck der Dirigentin bei den Vereinsmitgliedern verstärkt.
Die Bedeutung der Frauen in der Orchesterleitung
Die Herausforderungen und Erfolge von Dirigentinnen sind ein Thema, das weit über die Grenzen von Aitrach hinausreicht. In einer Zeit, in der sich die Musikwelt immer noch stark von Männlichkeit geprägt zeigt, ist die Präsenz von Frauen in Führungspositionen in Orchestern nach wie vor eine Seltenheit. Laut dem BR-Klassik hatten im Jahr 2017 von über 130 Orchestern in Deutschland lediglich drei eine weibliche Leitung.
Die Schneiderin von Oksana Lyniv, die Chefdirigentin an der Oper Graz ist, und Mirga Gražinytė-Tyla, die das City of Birmingham Symphony Orchestra leitet, stehen exemplarisch für eine sich verändernde Landschaft in der klassischen Musik. Immer mehr Frauen wie Joana Mallwitz, die nun Generalmusikdirektorin in Nürnberg ist, setzen sich durch und öffnen Türen in einem Feld, das traditionell Männern vorbehalten war.
Herausforderungen für zukünftige Dirigentinnen
Mary Ellen Kitchens vom „Archiv Frau und Musik“ spricht von einem positiven Wandel in der Orchesterleitung und der Überwindung des alten Klischees, dass Frauen im Dirigieren nicht geeignet seien. Die historische Betrachtung zeigt, dass prominente Dirigentinnen wie Nadia Boulanger, die 1938 das Boston Symphony Orchestra dirigierte, und Simone Young, die von 2005 bis 2015 Generalmusikdirektorin der Hamburgischen Staatsoper war, den Weg geebnet haben. Dennoch ist der Weg zur Gleichstellung im Bereich der Orchestermusik noch lang.
Die Erfolge von Franziska Diethelm und anderen Frauen in der Branche zeigen, dass sich die Zeiten ändern. Mit einem stetigen Anstieg des Anteils von Musikantinnen, der in der Musikkapelle Aitrach bereits bei etwa 50 Prozent liegt, ist der Nachwuchs gut aufgestellt. Diese Entwicklung lässt hoffen, dass Gleichstellung in der Musik nicht nur ein Ziel, sondern ein erreichbarer Zustand wird.