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Felßner zieht Agrarminister-Kandidatur zurück: Tierschützer übergriffig!

Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner zieht seine Kandidatur für das Ministeramt zurück, nachdem Tierschützer seinen Hof besetzten. Der Vorfall wirft Fragen zur Radikalisierung des Tierschutzes auf.

Günther Felßner, der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, hat seine Kandidatur für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers zurückgezogen. Der Rückzug erfolgt vor dem Hintergrund einer illegalen Protestaktion von Aktivisten der Tierrechtsorganisation „Animal Rebellion“ auf seinem Hof im Nürnberger Land. Felßner äußerte Bedenken um die Sicherheit seiner Familie und beschloss, dass er nicht länger zum Ministeramt kandidieren kann. Dies berichtet das Freilich Magazin.

Aktivisten der Organisation kletterten am Wochenende auf das Dach von Felßners Rinderstall und brachten ein Banner mit der Aufschrift „Kein Tierausbeuter als Agrarminister“ an. Währenddessen hielten andere Protestierende Plakate hoch, was zu einem Polizeieinsatz führte, der wegen Hausfriedensbruchs ermittelt. Felßner berichtete, dass seine Frau während des Vorfalls große Angst um Leib und Leben hatte, was seine Entscheidung maßgeblich beeinflusste.

Reaktionen auf den Vorfall

CSU-Chef Markus Söder zeigte Verständnis für Felßners Entscheidung und bezeichnete ihn als „echtes Ass“ und eine wertvolle Chance für die Regierung. Er kritisierte jedoch auch das Verhalten der Aktivisten und forderte eine Sonderuntersuchung der Vorfälle. Felßner selbst äußerte, dass er die zunehmende Radikalisierung in der politischen Debatte in Deutschland besorgniserregend findet. Er wies auf die Gefahren hin, die von gewaltbereiten Gruppen für Politiker ausgehen und bezeichnete den Vorfall als „schwarzen Tag für die Demokratie“.

In seiner Erklärung betonte Felßner zudem die Relevanz von Ernährungssicherheit, erneuerbaren Energien und Ressourcenschutz in der Agrarpolitik. Das Ereignis verdeutlicht die Spannungen zwischen traditionellen Landwirtschaftsinteressen und den zivilgesellschaftlichen Forderungen nach Mehr Tierschutz und ethischem Umgang mit Tieren.

Kontext der Tierschutzbewegung

Die Protestaktion von „Animal Rebellion“ ergibt sich aus einer langen Tradition der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung, die in Europa seit dem 19. Jahrhundert besteht. Diese soziale Bewegung entstand im Kontext eines Bewusstseinswandels im Umgang mit Tieren. Geprägt von religiösen und säkularen Ideologien, entwickelte sich der Tierschutz zu einem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema. Die Anfänge organisierten Tierschutzes in Großbritannien datieren zurück auf das erste Tierschutzgesetz von 1822 und die Gründung der RSPCA im Jahr 1824. In Deutschland folgte 1837 die Gründung des ersten Tierschutzvereins, was den Startschuss für eine breitere Tierschutzbewegung gab (bpb).

Im Laufe der Zeit spaltete sich die Bewegung in verschiedene Strömungen, unter anderem in einen bürgerlichen Tierschutz und einen radikalen Antivivisektionismus. Diese Spaltung führte zur Entstehung von Gruppen wie der Animal Liberation Front (ALF) in Großbritannien oder der Tierbefreiungsfront in Deutschland. Die Radikalisierung mündete in unterschiedliche Aktionsformen, die nicht nur in Deutschland, sondern auch international für Aufsehen sorgten. Die Tierrechtsbewegung hat auch Diskurse über das Mensch-Tier-Verhältnis angestoßen und wirbt für fundamentale Rechte für Tiere, was den Konflikt mit der Landwirtschaftspolitik zusätzlich intensiviert.

Mit der Rückkehr von Felßner in die traditionelle Rolle des Bauernpräsidenten bleibt die Diskussion über Tierschutz und Tierrechte in Deutschland weiterhin aktuell und vielschichtig. Die Reaktionen auf den Vorfall zeigen, wie tief verwurzelt die Meinungsverschiedenheiten in der Gesellschaft sind und dass die Auseinandersetzung um Werte und Ethik im Umgang mit Tieren auch in der politischen Arena kräftig umschrieben ist.

Referenz 1
www.freilich-magazin.com
Referenz 2
www.spiegel.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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