
Am Sonntag kam es in Gera zu einem grausamen Vorfall, der die Debatte um Gewalt gegen Frauen erneut anheizt. Ein 46-jähriger Mann überschüttete seine 46-jährige Ehefrau in einer Straßenbahn mit einer brennbaren Flüssigkeit und zündete sie an. Das Opfer erlitt lebensbedrohliche Verletzungen und der Täter konnte zunächst fliehen, stellte sich jedoch später selbst der Polizei. Die Ermittlungen laufen wegen versuchten Mordes. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete das Verbrechen als mutmaßlichen Femizid. Sie forderte dringend ein stärkeres Schutz- und Hilfesystem für Frauen sowie eine effektive Strafverfolgung der Täter. Zudem sprach sie sich für die Einführung elektronischer Fußfesseln aus, um Frauen besser zu schützen und bestehende Annäherungsverbote durchzusetzen. Das Thema Schutz von Frauen vor Gewalt sei essenziell für die nächste Bundesregierung, betonte Faeser.
Statistisch gesehen geschieht fast täglich ein Femizid in Deutschland. Diese erschreckenden Zahlen werden durch einen neuen Lagebericht untermauert, der 360 Femizide für das Jahr 2023 dokumentiert. Dies zeigt, dass viele dieser Taten eine Vorgeschichte von Gewalt durch Partner oder Expartner haben. Laut frauenrechte.de sind die geforderten Schutzmechanismen dringender denn je. Johanna Wiest von TERRE DES FEMMES hebt den akuten Handlungsbedarf im Gewaltschutz hervor.
Häusliche Gewalt als chronisches Problem
Alle drei Minuten erlebt in Deutschland eine Frau oder ein Mädchen häusliche Gewalt. Dies sind alarmierende Zahlen, die die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Tatsachen untermauern. Der Kampf gegen diese Form von Gewalt erfordert nicht nur ein effektives Strafrecht, sondern auch ein umfassendes Hilfesystem, das Frauen in Notlagen zur Seite steht.
In einem umfassenden Kontext ist es wichtig zu beachten, dass die Definition von Femizid nicht einheitlich ist. Während der Begriff seit 1976 von der Soziologin Diana Russell verwendet wird, beziehen sich die Interpretationen teilweise auf geschlechtsbezogene Ungleichwertigkeitsvorstellungen. Dies geschieht insbesondere im Hinblick auf Partnerin- und Ex-Partner- Morde, die in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben.
Alarmierende Statistiken
Die statistischen Daten belegen, dass im vorletzten Jahr in Deutschland 155 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet wurden, was einem Mord alle zwei Tage entspricht. Diese furchtbaren Statistiken haben eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Notwendigkeit zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt ausgelöst. Umso mehr ist der Druck auf die Politik gewachsen, endlich wirksame Maßnahmen umzusetzen.
Die Zeit berichtet zudem von der Empfehlung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe, den Begriff Femizid in die politische Sprache einzuführen, um geschlechtsspezifische Gewalt nicht zu verharmlosen und die gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu fokussieren.