
In Deutschland wird der Fachkräftemangel zunehmend als eine der größten Wachstumsbremsen für die Wirtschaft betrachtet. Die Bundesregierung sieht dringenden Handlungsbedarf in verschiedenen Branchen, darunter IT, Logistik, Bau, Handel und der Dienstleistungssektor. Im August meldeten über ein Drittel der Unternehmen im Ifo-Institut, dass sie mit einem akuten Mangel an qualifiziertem Personal kämpfen. Diese Situation wird durch den fortschreitenden demografischen Wandel verstärkt, der nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern zu beobachten ist. Besonders besorgniserregend ist der internationale Wettbewerb um Fachkräfte, da viele internationale Arbeitnehmer die besten Karriereangebote suchen und dabei weniger auf Deutschland fokussiert sind, wie Ostsee-Zeitung berichtet.
Ein zentrales Argument in der Debatte ist die Wahrnehmung Deutschlands als weniger attraktiven Standort für ausländische Fachkräfte. Nur etwa 4% der Stellenangebote in Deutschland sind auf Englisch ausgeschrieben, während das Angebot in Ländern wie den Niederlanden bei etwa 20% liegt. Dies führt dazu, dass viele internationale Fachkräfte Stellen in diesen Ländern bevorzugen. Zudem berichten viele von Diskriminierungserfahrungen in Deutschland, was das Land als Arbeitsort unattraktiver macht.
Migration als Lösung?
Um den drohenden Fachkräftemangel zu adressieren, wird Migration als essenziell angesehen. Der Markt in Deutschland zeige bereits jetzt, dass ca. 570.000 Stellen unbesetzt blieben, da passende Kandidaten fehlen. Arbeitsminister Hubertus Heil warnt zudem, dass bis 2035 bis zu sieben Millionen Fachkräfte fehlen könnten. Migration hat Deutschland ökonomisch in der Vergangenheit unterstützt und könnte eine notwendige Antwort auf die aktuellen Herausforderungen darstellen, so Deutschlandfunk.
Der Großteil der Zuwanderung in Deutschland erfolgt durch Arbeitsmigration, wobei über die Hälfte der Migranten zwischen 2010 und 2021 aus der EU kamen. Viele ausländische Arbeitskräfte sind in kritischen Sektoren wie dem Bauwesen und der Gesundheitsversorgung tätig. Dabei war keins der genannten Probleme weniger relevant: Der Bildungsstand der Migranten ist oft unterdurchschnittlich, über 35% waren 2020 geringqualifiziert. Die Herausforderung besteht darin, Deutschland für hochqualifizierte Migranten attraktiver zu machen, um dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken.
Wirtschaftliche Implikationen
Der Fachkräftemangel kann nachhaltige wirtschaftliche Folgen haben. Experten schätzen, dass Deutschland jährlich zwischen 400.000 und 500.000 Netto-Einwanderer benötigt, um das Arbeitskräfteangebot zu stabilisieren. Gleichzeitig gibt es Bedenken, dass eine Abnahme der Einwanderung die wirtschaftliche Stabilität weiter gefährden könnte. Laut Analysen zahlen Migranten im Durchschnitt mehr in Sozialsysteme ein, als sie entnehmen, was die Notwendigkeit von gut ausgebildeten Fachkräften unterstreicht, um die Sozialeinrichtungen in Deutschland nicht zu überlasten, und dazu beitragen, die Leistungsträger in der Wirtschaft zu stärken, wie auf der Seite des Statistischen Bundesamtes zu lesen ist.
In der gegenwärtigen Argumentation wird auch die politische Debatte um die AfD beleuchtet. Diese Partei wird als Bedrohung für die Zuwanderung und das Arbeitskräfteangebot wahrgenommen. Ein radikaler Wandel in der deutschen politischen und gesellschaftlichen Haltung wird gefordert, um die Attraktivität für Fachkräfte zu steigern. Letztendlich könnte ohne effektive Maßnahmen der Fachkräftemangel zunehmend zur Existenzfrage für die deutsche Wirtschaft werden.