
Die Unternehmenslandschaft in Deutschland wird zunehmend von Insolvenzmeldungen geprägt, insbesondere im Start-up-Sektor. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist die Insolvenz der Evocortex GmbH, eines jungen Technologieunternehmens aus Nürnberg, das sich auf autonome Lösungen für Produktionsumgebungen spezialisiert hatte. Am 1. Oktober 2024 eröffnete das Amtsgericht Nürnberg das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Evocortex GmbH, nachdem bereits im September 2024 die Insolvenz angemeldet worden war. Der Insolvenzverwalter Peter Roeger von der Kanzlei Pluta wurde mit der Abwicklung betraut.
Evocortex, 2016 gegründet, beschäftigte zuletzt 22 Mitarbeiter, die jedoch alle Ende September 2024 entlassen wurden. Geschäftsführer Daniel Ammon hatte im August 2024 erklärt, dass das Unternehmen auf der Suche nach finanzieller Unterstützung durch Investoren war, um sein geplantes Wachstum zu realisieren. Trotz intensiver Bemühungen wollte jedoch niemand den laufenden Betrieb übernehmen. Das gesamte Firmeninventar, einschließlich Elektronikbauteilen und Testrobotern, wurde in einer Online-Auktion auf der Plattform restlos.com versteigert, die am 12. Februar 2025 endete.
Zunehmende Insolvenzen im Startup-Sektor
Die Insolvenz von Evocortex ist Teil einer bedenklichen Trendwende in der deutschen Wirtschaft. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Insolvenzen bei Jungfirmen um 17 % auf insgesamt 336 Fälle, was 85 % mehr als 2022 entspricht. Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit strukturellen Schwächen der deutschen Wirtschaft, die durch hohe Zinsen, eine allgemeine wirtschaftliche Schwäche und zurückhaltende Verbraucher bestimmt wird. Hohe Energie- und Arbeitskosten sowie Fachkräftemangel haben die Situation zusätzlich verschärft. Prognosen für 2025 deuten auf einen weiteren Anstieg der Insolvenzen hin, wobei bis zu 26.000 Fälle erwartet werden – ein Plus von 16,3 % im Vergleich zum Vorjahr.
Die Zwangslage für Start-ups ist oft das Ergebnis mehrerer Faktoren. Die Europäische Zentralbank hat hohe Zinsen eingeführt, um die Inflation zu bekämpfen, was die Kreditaufnahme verteuert. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten in der Finanzierung führen dazu, dass viele Start-ups, darunter auch bekannte Namen wie Numbat und Volocopter, auf der Strecke bleiben. Auch Evocortex konnte trotz seines innovativen Produktportfolios und des Engagements seiner Mitarbeiter keinen neuen Investor gewinnen und musste schließlich den Geschäftsbetrieb einstellen. Während die Brauerei Wiethaler aus dem Nürnberger Land gerettet werden konnte, zieht die Insolvenz von Evocortex die Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen, denen junge Unternehmen gegenüberstehen.
Zusammen ist der Rückgang im Startup-Ökosystem ein Symptom tieferliegender wirtschaftlicher Probleme. Es sind umfassende Maßnahmen erforderlich, um die Krise zu bewältigen. Experten fordern von der Politik eine Anpassung der Geldpolitik und fiskalpolitische Entlastungsmaßnahmen sowie eine Stärkung der Innovationskraft und Forschung in Deutschland. Um den Abwärtstrend umzukehren, sind gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unabdingbar.
Die Entwicklung von Evocortex und die allgemeine Insolvenzlage werfen Fragen über die Zukunft des Industriestandorts Deutschland auf, insbesondere im Hinblick auf die kommenden Bundestagswahlen im Jahr 2025 und die Notwendigkeit, die wirtschaftliche Stabilität zu sichern.
Für weitere Informationen zu Evocortex und den aktuellen Entwicklungen in der Unternehmenslandschaft besuchen Sie bitte die Artikel von inFranken, chip.de und xpert.digital.