
Die EU-Kommission plant umfassende Maßnahmen gegen Billigprodukte aus China, die sich zunehmend im europäischen Online-Handel etablieren. Anbieter wie Shein und Temu stehen dabei im Mittelpunkt der Bemühungen, den Verbraucherschutz sowie die Einhaltung von Sicherheits- und Umweltstandards zu gewährleisten. Laut Kreiszeitung wurde gegen Shein bereits eine Untersuchung eingeleitet, aufgrund möglicher Verstöße gegen europäische Verbraucherschutzgesetze.
Die Zahlen sind alarmierend: Täglich werden in der EU rund 12 Millionen Online-Warenpakete verschickt. Innerhalb eines Jahres hat sich diese Zahl verdoppelt. Besonders hervorzuheben ist, dass im vergangenen Jahr 4,6 Milliarden Pakete mit einem Wert unter 150 Euro importiert wurden, wovon beeindruckende 91 Prozent aus China stammten. Das wirft ernsthafte Fragen hinsichtlich der Qualität und Sicherheit der Produkte auf, da viele von ihnen nicht den europäischen Anforderungen entsprechen.
Wettbewerbsverzerrung und Sicherheitsbedenken
Die Zunahme an Billigimporten führt nicht nur zu einer Wettbewerbsverzerrung, sondern bringt auch entgangene Steuereinnahmen mit sich. Insbesondere deutsche Händler fühlen sich durch die aggressiven Preismodelle von Unternehmen wie Shein und Temu unter Druck gesetzt. Diese Anbieter haben in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen, auch während einer allgemeinen Konsumflaute in Deutschland. Schätzungen zufolge haben Temu und Shein in diesem Jahr zwischen 135 und 170 Millionen Pakete nach Deutschland geliefert, was die Warenflut in Europa auf vier Milliarden Sendungen verdreifacht hat, wie Tagesschau berichtet.
Doch die Probleme gehen über rein wirtschaftliche Aspekte hinaus. Kritische Berichte über die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit der Produkte häufen sich. Eine Untersuchung des BUND zeigte, dass über die Hälfte der Party-Artikel von Temu und Shein gefährliche Inhaltsstoffe enthielten. Zudem wird geschätzt, dass 65 Prozent der importierten Waren falsch deklariert sind, um Zollfreigrenzen zu umgehen. Die EU reagiert darauf mit dem Vorschlag, die Zollfreigrenze bis 2028 abzuschaffen, um eine bessere Kontrolle zu gewährleisten.
EU-Gesetzgebung und neue Maßnahmen
Im Rahmen ihrer Bemühungen um einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen elektronischen Handel plant die EU die Einführung von neuen Vorschriften. Die Kommission hat eine Mitteilung erarbeitet, die den Umgang mit dem Anstieg von Einfuhren von geringem Wert behandelt, die potenzielle Risiken für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt darstellen. Dies wird durch eine Modernisierung der bestehenden E-Commerce-Regeln unterstützt, die darauf abzielt, Verbraucher zu schützen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Unter den neuen Regelungen sind unter anderem das Gesetz über digitale Dienste und die überarbeiteten Verbraucherschutzvorschriften, wie EU Digital Strategy darlegt.
Darüber hinaus erwägt die EU die Einführung einer Bearbeitungsgebühr für E-Commerce-Waren und eine neue Steuer auf Onlineshops. Dies könnte die Wettbewerbsbedingungen erheblich fairer gestalten. Auch die USA haben ihre Maßnahmen verschärft und erheben seit kurzem Zollaufschläge von 10 Prozent auf Importe aus China, während die Zollbefreiung für Paquete von geringem Wert abgeschafft wurde.
Die Reformbestrebungen der EU kommen in einer Zeit, in der Plattformen wie Temu und Shein nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa an Bedeutung gewinnen. Es bleibt abzuwarten, wie die neuen Regelungen das Marktverhalten dieser Anbieter beeinflussen werden und ob sie tatsächlich zu einer Verbesserung der Sicherheitsstandards und der Wettbewerbsbedingungen führen.