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Erinnerungskultur im Fokus: Ringvorlesung und Ausstellungen zu 1945

Die Universität Heidelberg lädt zur Ruperto Carola Ringvorlesung „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“ ein. Ab 5. Mai befassen sich renommierte Referenten mit den Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs und der Bedeutung der Erinnerungskultur. Zusätzlich wird die Fotoausstellung „1945: Heidelberg – alle(s) verloren?“ eröffnet, die persönliche Erlebnisse und historische Perspektiven beleuchtet. Besuchen Sie die Veranstaltungen im Foyer der Neuen Universität und in der Aula der Alten Universität.

Der Zweite Weltkrieg hat nicht nur Europa tiefgreifend verändert, sondern prägt auch heute noch die globale Erinnerungskultur in einer Vielzahl von Weisen. So unterstreicht die Ruperto Carola Ringvorlesung an der Universität Heidelberg mit dem Titel „1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum“, wie wichtig es ist, die Lehren vergangener Konflikte zu verinnerlichen und ähnliche Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Laut uni-heidelberg.de wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Manfred Berg vom Historischen Seminar geleitet und rückt insbesondere die aktuelle geopolitische Situation, wie den russischen Angriff auf die Ukraine, in den Fokus.

In der Ringvorlesung werden zwei Perspektiven betrachtet: Einmal die Rückschau auf das Ende des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der Geschichte des 20. Jahrhunderts und zum anderen die Rekonstruktion des menschlichen Erlebens und Erleidens dieser Zeit. Neun renommierte Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Österreich und den USA werden die beiden Dimensionen sowohl lokal als auch international beleuchten.

Ausstellungen zur Erinnerungskultur

Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe wird auch die Fotoausstellung „1945: Heidelberg – alle(s) verloren?“ präsentiert. Diese Ausstellung, die von Prof. Dr. Frank Engehausen sowie Doktoranden des Historischen Seminars entwickelt wurde, rückt die Erfahrungen der Heidelberger Bevölkerung nach dem Kriegsende in den Mittelpunkt. Besonders thematisiert werden die verschiedenen Aspekte des Lebens in der Nachkriegszeit, was sich in den fünf Schwerpunkten der Ausstellung widerspiegelt:

  • Einmarsch der Amerikaner und Beginn der Besatzung.
  • Entnazifizierung und demokratische Reorganisation.
  • Lebenswelt der Displaced Persons.
  • Ernährungs- und Versorgungslage in der Stadt.
  • Wiederbeginn des öffentlichen Bildungswesens und Kulturlebens.

Zusätzlich wird die Ausstellung „1945: Leonard McCombe – Nach dem Krieg / Aftermath of War“ zu sehen sein. Diese zeigt erstmals in Deutschland Fotografien des Kriegsberichterstatters Leonard McCombe aus der Zeit von 1944 bis 1946. Die Bilder dokumentieren eindrucksvoll das Kriegsende in Europa sowie das Leid der Überlebenden.

Die Herausforderung der Erinnerungskultur

Trotz dieser Anstrengungen um eine lebendige Erinnerungskultur bleibt die Herausforderung, die Deutsche Vergangenheit zu bewältigen und gleichzeitig eine auf Fakten basierende Diskussion zu führen. Laut bpb.de gibt es einen anhaltenden Bedarf zur Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, um Wiederholungen von Verfolgung und Gewalt zu vermeiden.

Besonders der Holocaust, dessen Erinnerungsarbeit nach wie vor umstritten ist, verlangt ein offenes und inklusives Gespräch über die Vergangenheit. Christa Wolf beschrieb dies treffend: „Das Vergangene ist nicht tot. Es ist nicht einmal vergangen.“ Die gesellschaftliche Integration und ein verständnisvolles Miteinander sind zentrale Aspekte, die sich aus dieser Erinnerungskultur ergeben müssen. Eine offene Auseinandersetzung über Auschwitz und Antisemitismus ist dabei von entscheidender Bedeutung, um die Menschenwürde zu achten und Diskriminierung in jeder Form entgegenzuwirken.

Diese Thematik ist nicht nur auf die Vergangenheit beschränkt, sondern beeinflusst auch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. So wächst der Abstand zu den damaligen Ereignissen, dennoch bleibt die Erinnerung an das NS-Regime ein zentrales Thema der deutschen Identität. Wolfgang Benz hebt die Bedeutung der Zukunft der Erinnerung in seinen jüngsten Publikationen hervor.

Am 27. Januar 2025 wird der Internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust in Berlin begangen, was die fortlaufende Relevanz der Diskussion über Gedenken und Erinnerung in der deutschen Gesellschaft unterstreicht.

In der Betrachtung dieser facettenreichen Themen zeigt sich, dass die Erinnerung an die Vergangenheit nicht nur emotional, sondern auch rational verankert sein muss. Bildung und bürgerschaftliches Engagement sind unerlässlich, um die geschichtliche Aufarbeitung voranzutreiben und eine lebendige, inklusive Erinnerungskultur zu fördern.

Referenz 1
www.uni-heidelberg.de
Referenz 2
www.bpb.de
Referenz 3
www.deutschlandfunkkultur.de
Quellen gesamt
Web: 19Social: 141Foren: 5