
Unternehmer Albert Sauter hat kürzlich Vorschläge gemacht, die in der Diskussion über Familienpolitik und Fachkräftemangel für Aufsehen sorgen. Er schlägt vor, die Elternzeit abzuschaffen und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu kürzen. Sauter argumentiert, dass die Rückkehrrechte von Arbeitnehmern, die Elternzeit in Anspruch nehmen, für Unternehmen problematisch sind, da Fachkräfte nicht leicht ersetzt werden können. Kritiker seiner Ansicht entgegnen, dass die Elternzeit planbar ist und Arbeitgeber sich darauf einstellen können. Dennoch bleibt Sauter dabei, dass eine flexiblere Handhabung der Elternzeit nötig sei.
Ein zentrales Argument von Sauter ist, dass die Ankündigungsfrist für Männer, die Elternzeit nehmen möchten, lediglich sieben Wochen beträgt. Er führt Studien an, die zeigen, dass in Deutschland die Geburtenrate in den letzten Jahren schwankte: Im Jahr 2006 lag sie bei 1,33 Kindern pro Frau, stieg bis 2016 auf 1,6, fiel jedoch 2023 auf 1,35. Sauter bezweifelt, dass die bestehenden Elternzeitregelungen einen langfristigen Anstieg der Geburtenrate bewirken können und fordert stattdessen neue Anreize für junge Menschen, Kinder zu bekommen. Für ihn ist Zuwanderung eine zwingende Notwendigkeit, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Die Herausforderung der Fachkräftesicherung
Der Fachkräftemangel ist ein drängendes Problem in Deutschland, das nicht nur die Wirtschaft belastet, sondern auch die soziale Struktur. Ökonom Reint Gropp vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle erklärt, dass eine Erhöhung der Geburtenrate erst in 15 bis 20 Jahren nützlich wäre. Daher bleibt Zuwanderung kurzfristig die einzige Lösung für die Wirtschaft. Dazu kommt, dass die Geburtenrate im Jahr 2022 mit 1,46 Kindern je Frau weit unter dem notwendigen Wert von 2 lag, um eine konstante Population zu gewährleisten. Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung betont, dass die Geburtenrate schwer zu steuern ist und es dringend notwendig ist, auf die Wünsche der Menschen einzugehen.
Die Forderung nach einer erhöhten Geburtenrate wird von vielen Seiten unterstützt. Ulle Schauws, Familienpolitikerin der Grünen, hebt hervor, dass sowohl Zuwanderung als auch eine stärkere Förderung der Geburtenrate notwendig sind. In Frankreich beispielsweise gibt es steuerliche Vergünstigungen für kinderreiche Familien, was in Deutschland bisher kein Thema ist. Diese unterschiedlichen Ansätze zur Unterstützung von Familien könnten entscheidend sein, um die Geburtenrate nachhaltig zu steigern.
Elternzeitregelungen im Überblick
Die Diskussion rund um die Elternzeit ist eng verbunden mit den bestehenden Regelungen im deutschen Arbeitsrecht. Nach dem Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) haben Eltern grundsätzlich Anspruch auf bis zu drei Jahren Elternzeit. Diese Regelungen gewährleisten, dass während der Elternzeit der Arbeitsplatz gesichert bleibt und eine Kündigungsschutz besteht. Eltern können auch Teilzeit während dieser Zeit arbeiten und müssen ihren Arbeitgeber rechtzeitig über den Beginn und die Dauer der Elternzeit informieren.
Obwohl die Verantwortung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowohl auf den Schultern der Arbeitgeber als auch der Eltern liegt, betont Sauter, dass Unternehmen kreative Lösungen zur Kinderbetreuung in Erwägung ziehen sollten. Der Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern über Rückkehr und Teilzeitmodelle könnte entscheidend sein, um sowohl den Bedürfnissen von Eltern als auch den Anforderungen der Wirtschaft gerecht zu werden.