
In Moosburg, einer Stadt mit rund 20.000 Einwohnern, ist die medizinische Versorgung für Kinder aktuell in einer kritischen Lage. Der Kinderarzt Olaf Vorbeck hat seine Praxis am 7. Dezember 2024 geschlossen, nachdem er monatelang vergeblich einen Nachfolger gesucht hat. Sein Weggang bedeutet, dass es in Moosburg keinen Kinderarzt mehr gibt, was für die Eltern vor Ort erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. Es wurde zwar intensiv nach einer Lösung gesucht, etwa durch Anzeigen in sozialen Medien oder die Einschaltung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, jedoch ohne nennenswerten Erfolg, wie sueddeutsche.de berichtet.
Ein Lichtblick scheint nun jedoch am Horizont auf, da sich eine qualifizierte Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin bereit erklärt hat, nach Moosburg zu ziehen. Diese Information wurde von der Geschäftsleitung der Stadt am Mittwoch bestätigt. Allerdings bringt die Interessentin besondere Herausforderungen mit sich: Als Mutter einer kleinen Tochter benötigt sie Unterstützung in der Kinderbetreuung. Laut einer aktuellen Mitteilung wird auch nach Kollegen gesucht, die an einzelnen Tagen in der neuen Praxis arbeiten oder auf Abruf einspringen können. Zudem besteht Bedarf an Medizinischen Fachangestellten (MFA), wie in einem Artikel auf merkurs.de erläutert wird.
Die Hintergründe des Ärztemangels
Die Problematik des Ärztemangels ist nicht nur in Moosburg ein drängendes Thema, sondern betrifft viele Regionen in Bayern und darüber hinaus. Dominik Ewald, Kinderarzt in Regensburg und Vorsitzender des Landesverbands der Kinder- und Jugendärzte, macht auf die alarmierende Tatsache aufmerksam, dass 26,8 % der bayerischen Kinderärzte über 60 Jahre alt sind. Dieser hohe Altersdurchschnitt ist eine zentrale Ursache für den Mangel an Nachfolgern. Bis zum Jahr 2040 könnte ein Viertel der ambulanten Versorgung in allen Fachgebieten gefährdet sein, da immer weniger junge Ärzte in die Benotung drängen, so neue-gesundheitsnetze.de.
Die Ursachen für den Ärztemangel sind vielschichtig. Ein wesentlicher Faktor ist die unzureichende Anzahl an Weiterbildungsstellen für angehende Ärzte, die nach dem Medizinstudium fünf Jahre Facharztausbildung absolvieren müssen. Auch die schulische und soziale Unterstützung der (angehenden) Fachärzte sind von entscheidender Bedeutung. Dies bestätigt Ewald, der flexible Strukturen und mehr Ausbildungsplätze in Praxen und Kliniken fordert. Außerdem wird die Bürokratie als weiterer Hemmschuh für viele Ärzte genannt.
Folgen für die Patientenversorgung
Die Schließung der Kinderarztpraxis hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Moosburg. Die nächsten Kinderarztpraxen befinden sich in Erding, Freising und Landshut, was für viele Eltern eine weite Anreise bedeutete. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass andere Praxen in der Umgebung bereits am Limit arbeiten und kaum neue Patienten aufnehmen können. Die Hausärzte sind ebenfalls ausgelastet und können die Versorgungsdefizite bei Kindern nicht ausgleichen, wie im Bericht von sueddeutsche.de angeführt wird.
Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbands, warnt daher vor einem weiteren Praxissterben in Deutschland, falls keine schnellen Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Die Forderungen nach Unterstützung durch die Politik, etwa bei Abrechnungen durch Künstliche Intelligenz, sowie die Stärkung der hausärztlichen Versorgung, sind drängend.
Die Situation in Moosburg illustriert eindrücklich die Herausforderungen, vor denen viele ländliche Regionen in Deutschland heute stehen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die neuen Entwicklungen umgesetzt werden können, um der Bevölkerung die notwendige medizinische Versorgung zu gewährleisten.