
Vor dem Mannheimer Landgericht findet derzeit der Doppelmordprozess gegen ein Paar aus Sandhausen im Rhein-Neckar-Kreis statt. Die beiden Angeklagten, eine 43-jährige Frau und ihr 45-jähriger Partner, stehen im Verdacht, zwei Ukrainerinnen getötet zu haben. Die Tat hatte sich im letzten Jahr ereignet, wobei die Leiche der 27-jährigen Mutter und die ihrer 53-jährigen Großmutter in Hockenheim und Bad Schönborn entdeckt wurden. Der Hauptkommissar der Polizei berichtete, dass ein anonymer Hinweis sowie die Auswertung von Telefondaten entscheidend für die Festnahme des Paares waren. Laut der Ermittlungen wollte das Paar an das Baby der jüngeren Frau gelangen und gab es als ihr eigenes aus. Eine Anruferin hatte die Polizei informiert, nachdem sie festgestellt hatte, dass die Familie, die auf einer Geburtstagsfeier einen Säugling präsentierte, niemals schwanger gewesen war.
Die Angeklagten hatten behauptet, das Baby in Tschechien adoptiert zu haben. Doch bei ihrer Festnahme, als die Frau mit dem Baby aus dem Haus kam, stellte sie einen gefälschten Geburtsurkunde vor, die sie durch eine gefälschte Bescheinigung über eine Hausgeburt erlangt hatte. Der psychologische Gutachter im Prozess hält die Angeklagten für voll schuldfähig, da keine größeren psychischen Störungen festgestellt wurden. Zudem wurde der Drogenkonsum des Mannes relativiert; eine starke Abhängigkeit wurde ausgeschlossen. Das Paar hatte zuvor eine Fehlgeburt erlebt und wollte verzweifelt ein gemeinsames Mädchen, weshalb es zu den tödlichen Taten kam.
Die Grausamkeit der Taten
Die Anklage wirft den Angeklagten vor, ihre Opfer mit einem Gummihammer erschlagen zu haben. Die Ermittlungen und der Prozess zeigen, dass die Tat unter besonders grausamen Umständen stattgefunden hat. Ein weiteres Indiz für die Brutalität der Taten ist, dass eine der Leichen nach dem Mord angezündet wurde. Ein Gericht zeigte im Verfahren zudem ein Video, in dem der Mann Amphetamin und Tilidin konsumierte. Diese Drogen hatte er zuvor als lange andauernde Abhängigkeit beschrieben.
Der Prozess wird weiterhin von der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt. Die Gerichtssitzungen beinhalten die Verlesung eines chatprotokollbasierten Tötungsplans der Angeklagten, der aus einer Messenger-Gruppe zur Unterstützung ukrainischer Geflüchteter resultiert. Für den 10. Februar 2025 wird das Urteil erwartet. Am 7. Februar wird eine Rechtsmedizinerin aus Heidelberg als Zeugin geladen.
Ein Blick auf die Begutachtung
Im Zusammenhang mit der Schuldfähigkeit der Angeklagten ist die forensisch-psychiatrische Begutachtung von zentraler Bedeutung. In Deutschland wird diese Begutachtung häufig bei gefährlichen Tätern vorgenommen, um das Rückfallrisiko zu bewerten. Studien zeigen jedoch, dass weniger als die Hälfte der Gewalt- und Sexualstraftäter begutachtet werden. Es ist nicht gesetzlich vorgesehen, das Rückfallrisiko bei schuldfähigen Straftätern zu prüfen, was die rechtlichen Möglichkeiten im Umgang mit solchen Fällen beeinflusst. In diesem spezifischen Fall hat der Gutachter die Angeklagten als voll schuldfähig eingestuft, was maßgeblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Verfahrens haben wird.
Die Tragik des Falls und die Grausamkeit der Taten, gepaart mit den psychologischen Aspekten der Schuldfähigkeit, stellen die Justiz vor eine komplexe Herausforderung. Die Öffentlichkeit und die Angehörigen der Opfer warten gespannt auf die gerichtlichen Entscheidungen, die am 10. Februar 2025 erwartet werden.