
Dr. Ruja Ignatova, eine promovierte Juristin aus Schramberg im Schwarzwald, zählt zu den am meisten gesuchten Verbrecherinnen der Welt. Mit 44 Jahren ist sie sowohl auf der „Most Wanted“-Liste von Europol als auch auf der Liste der „10 meistgesuchten Flüchtigen“ des FBI gelistet. Ihr Name ist mit einem der größten Kryptowährungsbetrugsfälle verbunden, der einen geschätzten Schaden von 4,5 Milliarden Dollar verursacht hat. Ignatova verschwand am 25. Oktober 2017 nach einem Ryanair-Flug aus Athen, Griechenland. Seitdem bleibt ihr Aufenthaltsort unbekannt, obwohl sie weiterhin eine der Zentralfiguren in den Ermittlungen gegen OneCoin ist, ein als wertlose Währung entlarvtes Finanzschema.
Die Geschichte von Ignatova wird durch ihren Aufstieg zur Betrügerin und ihre anschließende Flucht verdeutlicht. Ihre Familie wanderte aus Bulgarien nach Deutschland aus, als sie zehn Jahre alt war. Ignatova glänzte in der Schule und übersprang in der Grundschule sowie im Gymnasium jeweils eine Klasse. Im Jahr 1999 erlangte sie das Abitur mit sehr guten Noten und studierte schließlich Rechtswissenschaften an der Universität Konstanz, wo sie 2005 promovierte. Es war 2014, als sie den betrügerischen Plan um OneCoin entwickelte, den sie als „Bitcoin-Killer“ bezeichnete.
Der Betrug mit OneCoin
OneCoin wurde von Ignatova und ihren Funktionären über Live-Events in Hongkong und in der Wembley-Arena in London beworben. Der Slogan „Wir sind der Bitcoin-Killer. Wir sind schneller, sicherer und billiger“ fand großen Anklang und zog etwa drei Millionen Anleger weltweit an, denn der OneCoin existierte nie und war somit wertlos. Nach zwei Jahren brach das betrügerische Finanzschema 2016 zusammen, was zu umfangreichen Ermittlungen führte. Betroffen waren unter anderem das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und Europol. Die Ermittler schätzten den Schaden auf mehrere Milliarden Euro.
Einige Drahtzieher konnten bereits verurteilt werden. Ignatovas Bruder wurde im März 2019 am Flughafen Los Angeles festgenommen. Während Ignatova selbst eine Abwesenheitsverurteilung wegen Postbetrugs, Wertpapierbetrugs und Geldwäsche im Jahr 2022 erhielt, bleibt die Rückkehr zu ihren Investoren, die bereits viel verloren hatten, ungewiss.
Rechtsstreit und Entschädigung
Die Komplexität des Falls wird durch einen aktuellen Vermögenssperrbeschluss verdeutlicht. Dieser wurde am Londoner High Court bekannt gegeben und soll ihre Vermögenswerte sichern und Investoren eine mögliche Entschädigung ermöglichen. Die Klage wird von über 400 OneCoin-Investoren unterstützt, wobei einige über 200.000 Pfund verloren haben. Schätzungen zufolge haben allein im Vereinigten Königreich Investoren mehr als 100 Millionen Pfund durch OneCoin verloren.
Die Ermittlungen und Rechtsverfahren zu OneCoin sind Teil eines umfassenderen Kontextes, in dem Krypto-Betrug weltweit ein ernstes Problem darstellt. Laut einem Bericht wurden global rund 70 Milliarden Euro durch Betrug mit Krypto-Anlagen verursacht. Betrügerische Online-Plattformen greifen dabei häufig auf ausgeklügelte psychologische Methoden zurück, um neue Opfer zu gewinnen. Die hochentwickelte Technik, einschließlich der Nutzung von künstlicher Intelligenz, wird oft eingesetzt, um die Glaubwürdigkeit solcher Betrügereien zu erhöhen.
Die Entwicklungen rund um Ruja Ignatova und den OneCoin-Betrug zeigen die weitreichenden Folgen von kriminellen Machenschaften im digitalen Finanzraum. Während die US-Behörden weiterhin nach Ignatova suchen, bleibt die Frage offen, ob sie jemals vor Gericht gestellt wird. Die Verbindung zwischen Kryptowährungen und Betrug wird global zunehmend kritischer betrachtet.