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Deutschland in der Fachkräfteskrise: Reformen dringend nötig!

Deutschland strebt danach, internationale Fachkräfte anzuziehen, stützt sich jedoch auf bürokratische Hürden und langwierige Anerkennungsverfahren. Reformen sind dringend nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Deutschland positioniert sich verstärkt als Anziehungspunkt für internationale Fachkräfte. Dennoch gibt es erhebliche Herausforderungen, die diesen Plan gefährden. Wie Focus berichtet, sind Bürokratie und langwierige Verfahren zentrale Probleme, die den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erschweren. Arbeitsmarktexperte Enzo Weber kritisiert, dass Deutschland nicht als Einwanderungsland etabliert ist, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit hemmt.

Das komplexe Qualifikationssystem stellt einen weiteren Wettbewerbsnachteil dar, da die Anerkennung ausländischer Abschlüsse in Deutschland bis zu acht Monate in Anspruch nehmen kann. Ein Beispiel hierfür ist Yassine Tebrouri aus Marokko, dessen Prozess zur Anerkennung seiner Qualifikation als technischer Systemplaner insgesamt eineinhalb Jahre dauerte. Heutzutage arbeitet er als Konstrukteur bei der Metall-Firma Mayr, die durch Mitarbeiter mit Migrationshintergrund geprägt ist. Junior-Chefin Maresa Mayr betont die kulturelle Vielfalt des Unternehmens, in dem z. B. 16 Sprachen gesprochen werden.

Fachkräftemangel und Ursachenerforschung

Die Probleme beschränken sich nicht nur auf die bürokratischen Hürden. Deutschland verzeichnet auch einen erheblichen Fachkräfteengpass in verschiedenen Berufen und Regionen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Ein geringes Angebot an Fachkräften mit qualifizierter Ausbildung, die demografische Entwicklung und regionale Passungsprobleme führen zu einer prekäreren Situation auf dem Arbeitsmarkt. Laut bpb wird der Bedarf an Fachkräften durch technologische, soziale und politische Entwicklungen bestimmt.

Besonders dringlich ist der Engpass in Handwerks- und Bauberufen sowie in der Gesundheits- und Altenpflege. Die Alterung der Bevölkerung wird weiterhin die bereits kritische Situation verschärfen. Projektionen bis 2040 zeigen deutlich, dass der Fachkräftebedarf weiter ansteigen wird. Der Rückgang der Erwerbsbevölkerung, der auf die demografische Entwicklung zurückzuführen ist, könnte bis Mitte der 2030er Jahre eine Verringerung um 7,9 Millionen arbeitsfähige Menschen bedeuten, warnt Elfriede Kerschel von der IHK.

Strategien zur Fachkräftesicherung

Die Bundesregierung hat bereits verschiedene Strategien zur Sicherung des Fachkräftebedarfs verfolgt. Dazu zählen unter anderem die Stärkung der inländischen Fachkräftepotenziale durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie die Zielsetzung, qualifizierte Zuwanderung aus EU- und Drittstaaten zu fördern. Im Jahr 2019 kamen 593.987 Zuwanderer aus EU-Staaten und über 39.400 qualifizierte Zuwanderer aus Drittstaaten, überwiegend aus Indien, den USA und der Türkei.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das seit 2020 in Kraft ist, erleichtert den Arbeitsmarkteinstieg für Fachkräfte aus Drittstaaten. Dafür ist es jedoch notwendig, dass die ausländischen Berufsabschlüsse als gleichwertig mit deutschen Standards anerkannt werden. Diese gesetzliche Basis bietet zudem die Möglichkeit zur Nachqualifizierung in Deutschland.

Allerdings bleibt die Integration von Zuwanderern eine große Herausforderung. Sprachliche Schwierigkeiten und mangelnde Erfahrungen mit der deutschen Arbeitskultur führen oft zu längeren Einarbeitungszeiten. Viele Zugewanderte finden sich in prekären Arbeitsverhältnissen wieder, was ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt mindert.

Die Attraktivität des deutschen Arbeitsmarktes hängt nicht nur von den rechtlichen Rahmenbedingungen ab, sondern auch von der tatsächlichen Umsetzung dieser Maßnahmen. Besonders im Gesundheits- und Pflegebereich muss Deutschland sich bemühen, attraktiv zu bleiben, um dem steigenden Bedarf an Pflegeleistungen gerecht zu werden.

Referenz 1
www.focus.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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