
Der Eurovision Song Contest (ESC) hat sich über die Jahre zu einer Plattform entwickelt, die weit über Musik hinausgeht. Emotionen, Botschaften und starke Persönlichkeiten stehen im Mittelpunkt. Deutschland jedoch hat zwischen 2015 und 2023 mit sieben letzten oder vorletzten Plätzen ein besorgniserregendes Bild abgeliefert. Der einzige Ausreißer war 2018, als Michael Schulte den vierten Platz belegte. Dennoch bleibt die Frage im Raum: Warum gelingen den deutschen Beiträgen nicht die gewünschten Erfolge?
Ein zentraler Punkt ist die Wahrnehmung der deutschen Beiträge. Diese werden oft als professionell, aber belanglos beschrieben. Es fehlt an Mut, emotionaler Tiefe und relevanten Themen. Auch wenn die Künstler oft gute Leistungen erbringen, mangelt es häufig an der angemessenen Inszenierung. Die Verantwortlichen scheinen die Kraft und Dringlichkeit der Botschaften, die in den Auftritten vermittelt werden sollten, zu unterschätzen. Ähnlich betrachtet Rosenheim24 die Behauptung des „politischen Votings“ als unzureichend, da erfolgreiche Länder emotionalere und mutigere Auftritte präsentieren.
Der Auswahlprozess der deutschen ESC-Beiträge
Der Auswahlprozess für die deutschen ESC-Beiträge ist oft als unklar und wenig nachvollziehbar kritisiert worden. Insbesondere bei der Vorbereitung für den ESC 2020 wurde ein komplexer Prozess etabliert, um die Abstimmung der Fernsehzuschauer und einer fünfköpfigen Expertenjury abzubilden. Der Wettbewerb „Unser Lied für Rotterdam“ fand am 27. Februar 2020 statt und die Präsentation des Aktes übernahm Barbara Schöneberger. In einem Prozess, der bis zu 607 Künstler berücksichtigte, wurden verschiedene Jurys eingesetzt, um die besten Talente und Songs auszuwählen, wie eurovision.de erklärt.
Insgesamt wurden über 460 Songs eingereicht, und nach einer strengen Bewertungsprozedur blieben lediglich 34 Titel für die finale Auswahl übrig. Die Kombination von Künstlern und Songs musste die Jury schließlich im November bewerten, bevor der endgültige Beitrag für den ESC 2020 am 12. Dezember 2019 festgelegt wurde.
Jury und Publikum beim ESC 2023
Im Jahr 2023 zeigte sich erneut, wie die deutsche Jury, bestehend aus Katja Ebstein und vier weiteren Mitgliedern, ihre Punkte vergab. Jury und Publikum hatten gleiches Gewicht, was bedeutet, dass sowohl die Jury-Voting als auch das Publikums-Votings die endgültige Punktzahl maßgeblich beeinflussten. Wie bei eurovision.de berichtet, wurden die Punkte der Jury während der Live-Show von Elton verkündet.
Die Punktevergabe der deutschen Jury im ESC 2023 umfasste unter anderem 12 Punkte für Loreen aus Schweden mit ihrem Song „Tattoo“, während die deutschen Televoter 12 Punkte an Käärijä aus Finnland für „Cha Cha Cha“ vergaben. Solche unterschiedlichen Abstimmungen zwischen Jury und Publikum werfen Fragen auf, ob die Auswahlkriterien ausreichend gut sind, um die besten Talente zu fördern und gleichzeitig die Erwartungen der Zuschauer zu treffen.
Die Erkenntnisse der letzten Jahre zeigen, dass Deutschland den ESC ernster nehmen und mutigere, authentische Künstler fördern muss, um die teils enttäuschenden Ergebnisse zu überdenken. Ein Sieg beim Eurovision Song Contest erfordert Leidenschaft, Strategie und den Willen, etwas Besonderes zu schaffen.