
Mit dem Beginn eines neuen Jahres planen viele Deutsche ihren Jahresurlaub und blicken auf die Möglichkeiten, die ihnen ihr Reisepass bietet. Der deutsche Pass hat lange Zeit als eines der wertvollsten Dokumente der Welt gegolten, doch die neuste Ausgabe des Henley Passport Index zeigt, dass Deutschland seinen Spitzenplatz in der Reisefreiheit verloren hat. Nach den aktuellen Daten ist der deutsche Aufenthalt nur noch in 192 Ländern ohne Visum möglich, was einen Rückgang von zwei Ländern im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
In der neuesten Rangliste für 2025 hat Deutschland gemeinsam mit Frankreich, Italien, Spanien, Finnland und Südkorea den dritten Platz erreicht. Der Pass aus Singapur bleibt führend und eröffnet den Inhabern den Zugang zu 195 Ländern, gefolgt von Japan mit 193 Zielen. So hebt sich die Reiseberichterstattung von den dunklen Wolken ab, die über den Reisemöglichkeiten für deutsche Staatsbürger hängen.
Der Henley Passport Index im Detail
Der Henley Passport Index bewertet insgesamt 199 Pässe weltweit und analysiert 227 Reiseziele. Reisepässe werden für eine visafreie Einreise mit einem Punkt bewertet, während für visumspflichtige Einreisen keine Punkte vergeben werden. Dies bringt eine enorme Kluft zwischen den Ländern an die Oberfläche. Afghanistan, mit nur 26 Ländern ohne Visum, rangiert am Ende des Indexes, während Syrien und Irak mit 27 und 31 Zielen ebenfalls weit hinten liegen.
Die Methodik des Indizes verwendet über 45.000 Datenpunkte und wird regelmäßig durch exklusive Informationen der International Air Transport Authority (IATA) samt eigener Forschung aktualisiert. Das Ziel ist es, die Dynamik internationaler Reisen abzubilden, die sich oft durch sich ändernde Einwanderungspolitiken und geopolitische Entwicklungen beeinflussen lässt.
Reisefreiheit und geopolitische Herausforderungen
Die Reisefreiheit ist jedoch nicht nur eine statistische Zahl, sondern stellt für viele Menschen ein fundamentales Bedürfnis dar. Dr. Christian H. Kaelin, der Erfinder des Henley Passport Index, spricht von einer „Lotterie des Geburtsrechts“. Er führt aus, dass die derzeitige Staatsbürgerschaftssystematik grundlegender Überdenkung bedarf, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen durch Klimawandel und Naturkatastrophen. Kaelin fordert die Einführung freier globaler Städte, die das Potenzial von Vertriebenen und Migranten ausschöpfen könnten.
In Anbetracht dieser Überlegungen wird deutlich, dass die Freiheit des Reisens nicht nur für Urlauber von Bedeutung ist, sondern auch tiefere soziale und wirtschaftliche Implikationen hat. Der Henley Passport Index bleibt dabei eine wichtige Indikator für den aktuellen Stand der Reisefreiheit weltweit und kann als Ratgeber für Reisende und politische Entscheidungsträger gleichermaßen dienen.