
In Passau demonstrierten am 12. April 2025 Hunderte Menschen für einen abgesetzten Pfarrer aus Niederbayern. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 800 bis 1.000. Die friedlich verlaufende Demonstration führte vom Klostergarten zum Domplatz, wo die Demonstrierenden ihre Forderung nach der Wiedereinsetzung des Pfarrers lautstark zum Ausdruck brachten. Bischof Stefan Oster, der dem Pfarrer vor drei Wochen ein Zelebrationsverbot auferlegt hatte, sah sich scharfer Kritik gegenüber.
Der Bischof hatte dem Pfarrer das öffentliche Auftreten als Priester untersagt, nachdem Vorwürfe bezüglich seiner Jugendarbeit, insbesondere hinsichtlich Alkoholkonsums, laut geworden waren. Unterstützer des Pfarrers solidarisierten sich mit ihm; Transparente mit den Aufschriften „ein Herz“ und „Gerechtigkeit“ waren Teil der Demonstration. Über 100 Kirchenaustritte wurden in den ersten zwei Wochen nach der Absetzung des Pfarrers verzeichnet.
Vorwürfe und rechtliche Lage
Die Vorwürfe gegen den Pfarrer wies er über seinen Anwalt Holm Putzke entschieden zurück. Die Staatsanwaltschaft stellte zudem nach einem Vorermittlungsverfahren fest, dass kein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat vorliegt. Bischof Oster kündigte derweil einen Aufarbeitungsprozess an und zeigte sich gesprächsbereit. Während eines Treffens mit Vertretern der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen räumte er ein, dass die Bistumsleitung gezwungen war zu handeln, da sich die Ereignisse zugespitzt hatten. Auf Vorfälle im Kontext der Jugendarbeit im Sommer 2023 verwies er ebenfalls, die zu weiteren Meldungen und Maßnahmen führten.
Die Situation um den abgesetzten Pfarrer ist nicht isoliert zu betrachten, sondern ist Teil eines größeren Trends innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Im Jahr 2023 traten insgesamt 402.694 Menschen aus der katholischen Kirche aus, was den zweithöchsten Wert nach 2022 darstellt, als 522.821 Austritte verzeichnet wurden. Dies ist eine besorgniserregende Entwicklung, die entsprechende Reaktionen innerhalb der Kirche hervorruft.
Kirchenaustritte im Überblick
Die bundesweite Austrittsquote betrug im Jahr 2023 1,9 Prozent, im Vorjahr waren es 2,4 Prozent. Damit verzeichnen die deutschen Bistümer einen kontinuierlichen Rückgang an Mitgliedern. Aktuell hat die katholische Kirche in Deutschland nur noch 20,3 Millionen Mitglieder, was 24 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Vor zehn Jahren lag diese Zahl noch bei 24,2 Millionen.
Jahr | Anzahl der Austritte |
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2022 | 522.821 |
2023 | 402.694 |
Die katholische Kirche steht vor der Herausforderung, die Gründe für die Austritte zu analysieren. Trends wie höhere Sterberaten im Vergleich zu Taufen, ein Rückgang der Sakramentenspendungen und eine abnehmende Zahl an Gottesdienstbesuchen spiegeln die wachsende Unzufriedenheit wider. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sowie Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, fordern dringend Reformen. Als Teil dieser Debatte ist der Fall des abgesetzten Pfarrers nur ein Beispiel für die rituelle und öffentliche Problematik, mit der die katholische Kirche in Deutschland immer wieder konfrontiert ist.